Ihre Missbilligung ist auch durch den Telefonhörer offensichtlich.
Was brauchst du nur immer für Dramen?, und ich verteidige mich, ist doch alles gar nicht so furchtbar dramatisch, und überhaupt, schnurgeradeaus ist langweilig, ich brauch meine Ausschläge. Nach oben und nach unten, sonst geh ich mir selbst verloren.
Der Tonfall, eine Spur zu empört, um ehrlich zu sein.
Also, ich brauch das gar nicht kompliziert, wer will denn sowas?!
Und so fort, eine ganze Weile.
Ich rede mit der Person, die eine sehr gute Freundin ist, und ich frage mich, warum eigentlich. Oder warum eigentlich noch? Oder macht vielleicht dieser Mann, von dem ich weiß, dass er da neben ihr auf dem Sofa sitzt, dass sie sich mir (und ihm) gegenüber so produzieren muss, herzeigen, was für eine tolle Frau sie ist und wie froh er sein kann, es mit ihr und nicht mit mir zu tun zu haben?
Billig, irgendwie.
Ich habe auch keine Lust mehr, noch weiter mit ihr zu telefonieren. Bis dann mal. Ja, bis dann.

Ich lege die zwei zusätzlichen Karten auf den Tresen und sage
"Sie hätten mir ruhig verraten können, dass das Beschreiben dieser kleinen Karten so schwierig ist."
Sie erkennt mich wieder und antwortet "Meine Liebe, das Leben ist schwierig. Ich nahm an, Sie wüssten das bereits."
Wir lächeln uns an, ich nehme meine Karten, grüße und drehe mich um.
"Sie riechen übrigens wunderbar. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag."
Ich danke.
Und denke, ich mir auch. Ja, sehr.

Er baut ihr eine Voliere, obwohl er schon ihre zwei Vögel ausgiebig hasst. Sie wird dann zwei weitere Vögel haben, er weiß das. Und baut trotzdem.

"...Und dann setzte sie ihr zu Hause gut eingeübtes ich-bin-Karrierefrau-Handzeichen drunter und ich durfte zurück in meine Ecke, weiter arbeiten..."

Ein Tag Zusammenarbeiten mit der Lieblingskollegin und mein fest gefasster Entschluss, mich auf diese freie Stelle in Köln zu bewerben, ist dahin.

"Wieso werden eigentlich in den ganzen Kontaktanzeigen immer nur K2-coole und nicht mal kauzig-coole Typen, solche wie ich einer bin, gesucht?"

M. sucht einen Freund, zum Unterhalten und Weggehen.


Edit, wegen bestürzter Nachfrage: "M" ist nicht monolog

Die Menschen hinter Texten zu treffen; zu erleben, wie sie aussehen, wenn sie bestimmte Dinge sagen, ihr Kichern nicht nur zu lesen, sondern zu hören. Herauszufinden, ob sie wirklich so sind wie man sie sich vorgestellt hat und festzustellen: ja doch schon, aber dann auch wieder ganz anders. Schön.

Die Nachbarin aus der Wohnung im Eckhaus schräg über uns steht auf ihrem Balkon. Ich, am Frühstückstisch, schaue hoch, sie schaut runter. Lächelt, winkt.
Guten Morgen.

...blablabla...Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?!
- Nein. -
Ach so, dann ist ja gut. ...blablabla...