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15
März
...Erst dann sah ich in ihren Sachen jenes Briefbündel, das der Gnom einst in den Händen gehalten hatte, und erst dann begriff ich, wer er gewesen war. Die Frau hatte ihm gesagt, sie habe nun eine neuen Pol. Mir schwindelte. Die Mitte der Erde war plötzlich woanders.Ich weiß nicht, ob die in der Schule den jähen Wechsel des Magnetfelds bemerkt haben. Vielleicht flogen ihnen die Kappen von den Köpfen. Vielleicht hingen in den kalten Ställen die Erhängten plötzlich schräg, und die Überlebenden waren zum ersten Mal unsicher, ob sich die ständigen Opfer lohnten."
Das wars. Alle sahen meine Frau an. Sie aber sagte gar nichts, lächelte und trank aus ihrem Glas. Das war eine Sprache, die die andern auch gut verstanden. Wir reckten uns und gähnten; Egon stand auf und ging ein bißchen auf und ab; aber gleichzeitig klopften unsere Herzen sehr ruhig, denn die Erde drehte sich in einem Tempo, mit dem es sich leben ließ.


Urs Widmer - Liebesnacht
[ex libris]

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Hilfe!
Dieses Buch lese ich gerade. Ich komme mir ganz blöd vor, aber ich verstehe nicht, wer der kleine Mann war. Kannst du es mir erklären?
 
Mir ist das Buch nicht mehr so ganz präsent, aber ich sah den Gnom als eine männliche Bezugsperson der Frau des Ich-Erzählers an. Entweder ein Lebenspartner oder eine Art Vaterfigur, wobei mir unwichtig erschien, was genau er darstellte.
Zu meiner Entschuldigung: Ich lese aber auch nicht mehr so besonders analysierend, seitdem ich nicht mehr muss.

(Was sahst du denn in ihm?)
 
Ich hoffe, dass du mein evtl. schlechtes Deutsch entschuldigst: Deutsch ist nicht meine Muttersprache.

Ich könnte gar nichts mit ihm anfangen, so zu sagen. Ich habe das Buch gelesen und war ganz irritiert, weil dort steht: "Erst dann sah ich in ihren Sachen jenes Briefbündel, das der Gnom einst in den Händen gehalten hatte, und erst dann begriff ich, wer er gewesen war." Ich habe es selbst überhaupt nicht begriffen, auch nach mehrmaligem Lesen nicht. Ich fand überhaupt keine Hinweise darauf, wer er sein sollte. Und was für Briefe waren das? Warum waren sie später in den Sachen der Frau?

Früher in der Geschichte erzählt die Frau dem Liebhaber, dass sie öfters mal das Gefühl hat, beobachtet zu werden. Einmal kommen dann die beiden spät nach Hause und der Mann meint, auch etwas oder jemanden gesehen zu haben. Ich gehe davon aus, dass das der kleine Mann war.

Ich finde es interessant, dass du sagst, dass du seine Identität für unwichtig gehalten hast. Was hat dich inspiriert, ausgerechnet diese Textstelle hier abzuschreiben?

Es nervt mich, ein ganzes Buch gelesen zu haben und am Ende das Gefühl zu haben, ich habe was wichtiges überhaupt nicht verstanden.
 
Man muß nicht alles verstehen. Das ist ja gerade das realistische: daß mitunter mehr Fragen aufgeworfen werden als Antworten gegeben. Ihre Nachbarn werden Sie auch nicht komplett verstehen. Betrachten Sie die Filme von David Lynch als Dokudramen, dann ist eigentlich alles klar.
Mit Rätseln leben können, das ist die Kunst.
 
Es tut mir Leid, aber das überzeugt mich nicht so ganz. Der Widmer hat sich bestimmt etwas dabei gedacht, und ich würde gerne wenigstens ein bisschen verstehen, worauf er hinaus wollte. Auch der Hauptfigur hat ganz deutlich gesagt, dass er in dem Moment ein Erkenntnis gewonnen hat. Ich habe das Gefühl, dass es irgendwie nachvollziehbar sein soll.

Ich muss nicht immer im Leben alles verstehen aber ich möchte immer das Gefühl haben, dass ich es verstehen KÖNNTE. Ich habe das Buch "The Da Vinci Code" (keine Ahnung, wie es auf Deutsch heißt), das alle so toll gefunden haben, auch nicht gemocht, weil der Autor immer bestimmte Informationen für sich behalten hat um größe Wirkungen zu erzielen. Es gab also vieles in dem Buch, was man nicht anhand Hinweise an anderen Stellen im Buch wissen könnte.

Ich merke, dass es mir sehr schwer fällt, das verständlich zu erklären! Aber vielen Dank für die Rückmeldung.
 
Kunst ist aber kein Rätselspiel, bei dem man nur lange genug suchen muß, um die Antwort zu finden. Oder etwas, was sich der Autor womöglich gedacht hat. Vielfach weiß es der Künstler selbst nicht. Viele Kunsttheorien lehnen die Existenz eines Auteurs gleich ganz ab.

Ich weiß, Deutschlehrer vermitteln ihren Schülern immer, daß es prinzipiell möglich sei, ALLES aufzuschlüsseln (notfall steht es dann in Königs Erläuterungen). Das ist aber ein Trugschluß.
Kunst ist nicht Mathematik (und selbst da ist nicht alles erklärbar). Die Frage "Was will uns der Künstler damit sagen?" ist fast immer eine falsche. Wo die möglich ist, handelt es sich in aller Regel um Kunsthandwerk, Propaganda oder einfach schlechte Kunst.

Vielleicht steht der Gnom ja genau für die "Erkenntnis", die man aus bestimmten Situationen zieht. Keine Ahnung, ich kenne das Buch nicht.
 
Es ist eine Frage des Geschmacks.
Ich kann mit Büchern auch nichts anfangen, die mir am Ende die Hauptfragen nicht beantworten. Das finde ich unbefriedigend und ich habe das Gefühl, ich habe meine Zeit mit dem Buch verschwendet.

"The DaVinci Code" (dt. "Sakrileg" - warum auch immer die mal wieder mit den Titeln so rumdoktorn mussten) lese ich gerade und da finde ich es spannend, dass man mit den Figuren alles erlebt und erfährt. So lange ich am Ende die Lösung präsentiert bekomme, find ich das okay.

Sie, Herr Kid37, scheinen da völlig anders gestrickt zu sein. Ihnen geht es um Kunst. Das wär nix für mich.

Ich mag auch keine abstrakten Gemälde. Hab ich gar nix für übrig. Aber irgendwer muss sie ja mögen.

Lesen Sie doch mal dieses Buch! Denn jetzt würde mich doch mal interessieren, ob sie noch genauso denken, wenn Sie es kennen!

[edit @rekap: Doch, war verständlich erklärt. Sie raten halt gern mit wer der Täter ist und mögen es eben nicht, im Dunkeln zu tappen. Sie sind der Typ Detektiv.... ;o)]
 
Ein wenig spät bin ich ja dran... Aber nun gut.
Mich hat diese Stelle im Buch angerührt, deshalb habe ich sie hier zitiert. Wie weiter oben schon einmal gesagt, erscheint es mir unerheblich, wer genau der Gnom war, ob nun Liebhaber, Ehemann oder Vaterfigur. Wichtig ist, dass er offensichtlich eine große Rolle im Leben der Frau spielte - bevor der Ich-Erzähler in ihr Leben trat.
Ansonsten halte ich es eher wie Herr kid: Man muss nicht alles verstehen. Manche Dinge bleiben immer (und besser) unverstanden.

Tut mir leid, dass ich dich da nicht weiterbringen kann.
 
Vielen Dank an alle trotzdem für die netten und interessanten Antworten.

Die Kommentare von Kid37 erinnern mich an einen Aufsatz von Amy Tan (Autorin von u. a. Töchter des Himmels), den ich neulich gelesen habe. Sie schreibt, dass sie oft sehr überrascht ist, wie Kritiker, Studenten und Akademiker ihre Romane interpretieren. Sie "entdecken" Bedeutungen, die die Autorin gar nicht intendiert hat. Vieles, was von anderen sehr selbstbewusst als die einzig richtige Interpretation präsentiert wird, hält sie für schlichtweg falsch.
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