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02
Dezember


Dies hier schrieb ich vor ungefähr einem Jahr - zu genau dem
Zeitpunkt, an dem mich die Worte wiederfanden, an dem ich wieder etwas mehr konnte als wimmernd in den Armen einer Freundin zu hängen oder vor mich hin zu starren oder das Funktionieren einfach aufzugeben oder zumindest aufgeben zu wollen. Genau ein Jahr ist es heute her, dass du beschlosst, deinem Leben sei endgültig der letzte Sinn abhanden gekommen und es beendetest. Die Art, mir zu bedeuten, dass ich nichts an deiner Entscheidung ändern kann, fühlt sich auch mit diesem Jahr Abstand maximalzynisch an.
Mit der Art deines Todes straftest du nicht nur dich selbst, sondern auch die wenigen Menschen, die wissen, wie du es getan hast, die aus der Kombination weniger Aussagen und Tatsachen darum wissen, warum dein Sarg geschlossen war, es sein musste. Ich erkannte - endlich - dass zuviel zu wissen schädlich ist; ich lernte den Schlaf und seine immer wiederkehrenden Träume mehr zu fürchten als jedes wache Bewusstsein.

Ich lernte durch dich, wieder einmal, dass ich mehr zu ertragen in der Lage bin, als ich für möglich gehalten hatte; und auch, dass mein Verantwortungsgefühl den Freunden, den besten gegenüber jedenfalls, niemals aufhört.

Ein Jahr ist vergangen; unendlich viel ist in ihm passiert; ich fand
alte Freunde wieder und neue dazu; ich erhielt Beistand von manch unerwarteter Seite, ich lernte vieles - über mich selbst, über andere, über dich auch. Tatsachen, die ich so nicht hatte sehen können oder wollen, wurden mir glasklar vor Augen geführt, von Menschen, die es besser wussten, die es besser wissen mussten als ich; ich wurde gefordert, bis an die Grenzen des erträglich scheinenden und manchmal auch darüber hinaus geführt.

Ich lernte, zuzulassen, Hilfe nicht nur anzunehmen sondern auch zu erbitten, ich lernte, schwach zu sein, endlich.
Ich lernte aber auch, dass jeder Mensch am Ende allein ist - nicht nur dass es so ist, sondern auch, dass es nicht anders sein kann; dass man sich selbst die letzte Instanz, der letzte Rückzugspunkt sein muss.

Wenn mir in diesen Tagen jemand den wohlmeinenden Rat gibt, ich solle es nun langsam gut sein lassen mit der Trauer, kann ich nur ratlos mit den Achseln zucken. Ich bin zu müde, um darüber zu diskutieren, was es heißt, die beste Freundin des Selbstmörders zu sein; gewusst zu haben, wie es um ihm steht, und trotzdem nicht nur die Situation falsch eingeschätzt zu haben, sondern auch noch durch das Nichtverhindern der Tat ansich den einen Menschen verloren zu haben, der einem am allernächsten stand.

Manchmal hasse ich dich dafür, mir diese Bürde auferlegt zu haben, denn ich habe sie nicht verdient. Meistens aber vermisse ich dich, auf eine Art, die fast körperlich schmerzt.

Ich lernte, ohne dich zu leben - etwas, von dem ich nicht glaubte, es zu können. Ich schwanke und stolpere noch; an guten Tagen weniger, an allen anderen mehr - aber ich bewege mich vorwärts, Schritt für Schritt, auf einem Weg, den ich selbst bestimme.
Trotz des Guten, das mir widerfuhr, seit du tot bist - ich würde gern auf das Meiste davon verzichten, wenn es dich nur zurückbringen würde. Es ist pathetisch, aber wahr - ich werde nie wieder die sein, die ich vorher war; die Leerstelle, die du hinterließt, ist zu groß, um jemals wieder geschlossen zu werden.
[invert]

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Ich lernte, ohne dich zu leben

Und genau darum geht es. Das zulassen, das sich zulassen. Und sich selbst nicht verlassen.
 
Ehrlich gesagt, hatte ich nicht den Eindruck, nicht bei mir zu sein, als er noch lebte. Eher im Gegenteil. Das war wohl eher das Problem; zu viel seiner selbst auszulagern auf andere, auf einen anderen. Da wir es gegenseitig taten, scheine ich in der Erfüllung des Ausgelagerten allerdings nicht so erfolgreich gewesen zu sein.
 
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Ich muss schon suchen, jetzt, ca. 44 Jahre nachdem ich mich damals in den rechten Daumen geschnitten hatte, um die Narbe heute noch wiederzufinden. Aber sie ist noch da. Dieser Prozess findet ganz genau so mit den ganz großen Wunden statt. Als vor nun schon fast 6 Jahren meine eigene Katastrophenkaskade begann glaubte ich an Nichts mehr und ich wollte auch nichts. Das Leben selbst (oder wie Du es auch nennen magst) hat trotzdem ein Auge auf mich geworfen und mich urplötzlich reich beschenkt. Die Narben sind da, ohne Frage, aber die Schmerzen sind weg.
 
Ich behaupte nicht, mir sei seitdem nichts Gutes widerfahren, im Gegenteil. Trotzdem bleibt da diese Leerstelle, die nichts mit allem anderen zu tun hat (glücklicherweise). Allerdings zieht es dort, und Durchzug mag ich nicht so besonders.
 
Das mit der letzten Instanz ist (leider oder glücklicherweise) wahr. Ich habe schon oft das Alleinsein mit Einsamkeit verwechselt, gerade in Trauerzeiten. Aber beides zu unterscheiden ist manchmal (über-)lebenswichtig.

P.S. Auch löchrige Herzen können noch lieben. Und geliebt werden.
 
Klar können sie das. Als ob gerade ich das nicht wüsste, momentan :)

Ich bin immer auch gern allein gewesen, habe mich dabei auch selten einsam gefühlt. Die größten Momente der Einsamkeit hatte ich eher in Anwesenheit anderer. Trauer, naja. Ich habe nicht den Eindruck, das zu können, wenn ich nicht allein bin. Meine Tränen teile ich halt am Ende doch nicht gern, auch wenn ich ansonsten eine ziemliche Heulsuse bin ;)
 
Ich halte dich gar nicht für eine Heulsuse. Vermutlich, weil ich mich immer so in den Vordergrund drängele und/oder du gerne mal den Vortritt läßt.

Ich wollte dich nur nochmal dran erinnern, weils so niedlich anzuschauen ist... :)
 
So ist das mit mir ;)

Soso, niedlich. So langsam muss ich es wohl glauben.
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