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11
August
Hundsköpfe
Bobby war der Hund meiner Kindheit, Askan der meiner Jugend, Parko der meines erwachsenen Lebens. Parko lebt fröhlich bei meinen Eltern, denn dorthin gehört er. Mit Bobby und Askan lebte ich zusammen bei ihnen.

Bobby kam in dem Sommer zu uns, in dem ich ein Schulkind wurde. Meine Eltern hatten gerade einen alten Resthof gekauft, in dem vor unserem Einzug die Küche und mein Zimmer fertig waren; der Rest wurde nach und nach renoviert.

Wir holten ihn an einem Samstag Nachmittag bei zwei alten Damen ab, die gedacht hatten, ein Mischling zwischen Airedaleterrier und Collie, also zwischen jagdsicherer Drahtigkeit und großer Sanftmut, würde sich irgendwie handhaben lassen. War es nicht.
Bobby wurde dort sehr geliebt, das war deutlich. Sie ließen ihn trotzdem mit uns ziehen, dieses Bündel schwanzwedelnden Fells in schwarz und Eiche rustikal, das an seiner spitzen Collieschnauze den typischen Terrierbart trug. Ich liebte ihn sofort, auch noch, als er mich gekonnt ins frisch angelegte Blumenbeet meiner Eltern geworfen hatte. Zu der Zeit war er auf zwei Beinen ungefähr so groß wie ich.



Am nächsten Morgen schliefen meine Eltern noch, Bobby und ich waren aber wach und hatten Langeweile, also spielten wir ein Spiel. Das Spiel hieß: "Hund steht in der Küche, mono im Esszimmer, zwischen beiden ca zehn Meter Abstand. Mono wirft ein Leckerchen, der Hund kommt angerannt, stemmt alle Viere in den Boden um anzuhalten, und fängt das Leckerchen". Als wir dieses Spiel eine gute Weile gespielt hatten, fiel mir auf, dass der frisch lackierte Holzboden nicht mehr so aussah wie vor Beginn unseres lustigen Spiels. Bis zum Aufwachen der Eltern löste dann Angst vor deren Reaktion den Spaß ab.
Sie reagierten wider Erwarten eher belustigt, verboten derartige Spiele im Innenraum allerdings für die Zukunft. Mir leuchtete das ein, Bobby nicht so sehr, aber er musste sich fügen.
Bobby war der sanftmütigste unserer Hunde, er erlitt mit Würde, was wir Kinder ihm antaten - er trug Kommunionskränze ebenso ergeben wie Pullover; er ging folgsam mit uns allein an der Leine, und wenn es ihm mal zuviel wurde, warf er uns eben ins Beet.
Er hatte eine einzige Schwäche: Damen. Hundedamen.
Wenn wir nicht daheim waren, war er in einen hübschen Zwinger gesperrt, dessen Stahltor mit sehr engen Rippen ausgestattet war, die ihm üblicherweise nicht erlaubten, sich hindurchzuzwängen. Wenn Bobby aber eine läufige Hundedame witterte, war kein Halten mehr - nicht nur überwand er das schier unüberwindliche Zwingertor, auch sprang er über das knapp zwei Meter hohe Hoftor, um sich zu vergewissern, dass beim anderen Geschlecht alles seine Richtigkeit hatte oder bekam. Ich habe keine Ahnung, wie viele Hundekinder mit Collieschnauze und Terrierbart in dieser Zeit gezeugt wurden, nehme aber an, es waren nicht zu wenige. Was ich allerdings weiß ist, wie oft wir ihn in der Umgebung einsammeln mussten - nach einer Weile war er natürlich bekannt, sodass man uns regelmäßig anrief und mitteilte, wo wir ihn einsammen durften. Sein interessantester Ort war der Turm der Müllverbrennungsanlage, den er zwar eigenständig erklimmen aber nicht eigenständig wieder verlassen konnte.
Bobby wurde alt und grau, er konnte nicht mehr gut laufen, dann gar nicht mehr. Er bekam Schmerzen und jaulte oft herzerweichend. Immer, wenn wir beschlossen, jetzt müsse es gut sein mit seinen Qualen, stand er wieder auf und lief tapfer seine Runde. Eines Tages blieb er liegen.
Wir begruben ihn unter einem großen Stein im Vorgarten. Wir alle, insbesondere mein Vater, wollten nie wieder einen Hund haben. Außer meiner Mutter. Sie meinte, käme Zeit, käme neuer Hund. Wir glaubten nicht, dass uns irgendein Hund Bobby ersetzen könnte.

Nach einer Weile hatte mein Vater ausgetrauert und er wünschte sich einen neuen Hund. Also bekam er einen neuen Hund, und wir mit ihm. Dieses mal gab es einen reinrassigen Airedaleterrier. Wir fuhren zu einem Züchter in der Gegend, mein Vater suchte sich den quirligsten von allen aus und nannte ihn Askan.
Als er alt genug war, holten wir ihn nach Hause und er bezog Bobbys frisch renovierten Zwinger, der in der Zwischenzeit als Abstellraum genutzt worden war.

Askan war ungeschickt und süß - wenn er durchs hohe Gras laufen wollte, musste er springen, um sich überhaupt voran bewegen zu können. Unvergessen ist der versehentliche Sprung in einen Graben, den er nicht bemerkt hatte, und sein flehendes Jammern, irgendjemand möge ihn bitte befreien.

Ebenso unvergessen sein heimtückischer Überfall auf eine Jeans, die zum Trocknen auf die Leine gehängt worden war. Er spielte mit ihr, was bedeutete, er wehrte sie von rechts nach links und zurück. Da er während seines Spiels müde wurde, schlief er spontan auf der Jeans ein und verriet sich somit selbst.
Ich könnte dieses Blog füllen mit Geschichten über den jungen Askan, denn es gab nichts, was er nicht anstellte - als er ausgewachsen war, war er ein stattlicher, drahtiger Terrier mit einem eigenen Kopf, der sich der Familie trotzdem unterordnete.
Er zog mit meinen Eltern auf einen großen Bauernhof, ich zog in meine erste kleine Wohnung.
Eines Tages rief meine Mutter an, um mir mitzuteilen, dass Askan das offene Hoftor für eigene Erkundigungen der Umgebung genutzt hatte, als mein Vater kurz abgelenkt gewesen war.
Er fand ihn jaulend im Straßengraben 100 Meter die Straße entlang; ein Autofahrer hatte ihn angefahren und sich offensichtlich nicht die Mühe gemacht, sich darum zu kümmern, was aus dem Tier würde. Askan hatte ein gebrochenes Bein und innere Verletzungen, wedelte aber tapfer mit dem Schwanz, als mein Vater ihm fand. Mein Vater weint nicht. Niemals. Nur an diesem Tag, und an einem weiteren.
Askan überlebte den Unfall und war nach einer Weile der alte. Dachten wir. Allerdings bekam er Krebs, den meine Eltern erst bemerkten, als er zusammenbrach. Ich konnte mich nicht mehr von ihm verabschieden, weil alles so schnell ging. Mein Vater war schweigsam. Sehr lange. Dieses mal wollte er wirklich keinen neuen Hund mehr haben.

Zwei Jahre später kam Parko zur Familie, weil auf einen Bauernhof schließlich ein Hund gehört. Parko ist wieder ein Airedale, er ist größer und stärker als Askan und gehorcht nur meinem Vater.
Wenn ich die Familie besuche, gehe ich mit ihm spazieren, gebe aber schnell die Leine an den kbB ab, der mehr Kräfte als ich zur Verfügung hat, um den Kraftprotz zu bändigen.
Mein Vater schneidet ihm regelmäßig in einem Ritual die Haare; dazu benötigt er einen Hocker, eine Schere, und eine Flasche Rotwein, sowie einen Hund. Letzterer ist nicht so leicht zu finden, denn wenn er einmal Lunte riecht, ist er verschwunden. Manchmal ist mein Vater mit Haareschneiden fertig, bevor er mit der Flasche Rotwein fertig ist, dann ist der Hund vorzeigbar. Wenn nicht, sieht der Hund lustig aus.



Ich lieb(t)e sie alle, auf ihre Weise. Bobby war natürlich der beste, aber das liegt in der Natur der Sache - mit ihm verbrachte ich die meiste Zeit. Ich bin mir sicher, dass mein Vater, nach seinem liebsten Hund befragt, auch Bobby nennen würde. Aber er würde zögern und zuerst darüber nachdenken. Da bin ich mir sicher.

[Ich habe leider kein Foto von Askan finden können, aber stellen Sie ihn sich bitte wie Parko vor, von dem Sie ja auch nur die großartige Schnauze kennen. Askan war kleiner als Parko, und hatte weniger Locken. Ansonsten sahen sie aus wie Zwillinge.]
[Leben. All das.]
 
 
04
August
"Das ist keine Situation, das ist ein Zustand!"

(Und wie der eine oder andere nicht dazu in der Lage ist oder sein will, den nicht ganz unrelevanten Unterschied zu erkennen und danach zu handeln.)
[sub zero]
 
 
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