letzte Kommentare / Ach, ach. All diese... monolog / .... und nach all... kopfherz / Oh, danke. Da freu... monolog / Öh, nö.... monolog / ... auch nach all... kopfherz / Sind Sie in Hamburg... arboretum / Super, ne? Ich hab... monolog / Ach, in der Luft... kid37 / Erledigt :) Da... monolog


11
August
Hundsköpfe
Bobby war der Hund meiner Kindheit, Askan der meiner Jugend, Parko der meines erwachsenen Lebens. Parko lebt fröhlich bei meinen Eltern, denn dorthin gehört er. Mit Bobby und Askan lebte ich zusammen bei ihnen.

Bobby kam in dem Sommer zu uns, in dem ich ein Schulkind wurde. Meine Eltern hatten gerade einen alten Resthof gekauft, in dem vor unserem Einzug die Küche und mein Zimmer fertig waren; der Rest wurde nach und nach renoviert.

Wir holten ihn an einem Samstag Nachmittag bei zwei alten Damen ab, die gedacht hatten, ein Mischling zwischen Airedaleterrier und Collie, also zwischen jagdsicherer Drahtigkeit und großer Sanftmut, würde sich irgendwie handhaben lassen. War es nicht.
Bobby wurde dort sehr geliebt, das war deutlich. Sie ließen ihn trotzdem mit uns ziehen, dieses Bündel schwanzwedelnden Fells in schwarz und Eiche rustikal, das an seiner spitzen Collieschnauze den typischen Terrierbart trug. Ich liebte ihn sofort, auch noch, als er mich gekonnt ins frisch angelegte Blumenbeet meiner Eltern geworfen hatte. Zu der Zeit war er auf zwei Beinen ungefähr so groß wie ich.



Am nächsten Morgen schliefen meine Eltern noch, Bobby und ich waren aber wach und hatten Langeweile, also spielten wir ein Spiel. Das Spiel hieß: "Hund steht in der Küche, mono im Esszimmer, zwischen beiden ca zehn Meter Abstand. Mono wirft ein Leckerchen, der Hund kommt angerannt, stemmt alle Viere in den Boden um anzuhalten, und fängt das Leckerchen". Als wir dieses Spiel eine gute Weile gespielt hatten, fiel mir auf, dass der frisch lackierte Holzboden nicht mehr so aussah wie vor Beginn unseres lustigen Spiels. Bis zum Aufwachen der Eltern löste dann Angst vor deren Reaktion den Spaß ab.
Sie reagierten wider Erwarten eher belustigt, verboten derartige Spiele im Innenraum allerdings für die Zukunft. Mir leuchtete das ein, Bobby nicht so sehr, aber er musste sich fügen.
Bobby war der sanftmütigste unserer Hunde, er erlitt mit Würde, was wir Kinder ihm antaten - er trug Kommunionskränze ebenso ergeben wie Pullover; er ging folgsam mit uns allein an der Leine, und wenn es ihm mal zuviel wurde, warf er uns eben ins Beet.
Er hatte eine einzige Schwäche: Damen. Hundedamen.
Wenn wir nicht daheim waren, war er in einen hübschen Zwinger gesperrt, dessen Stahltor mit sehr engen Rippen ausgestattet war, die ihm üblicherweise nicht erlaubten, sich hindurchzuzwängen. Wenn Bobby aber eine läufige Hundedame witterte, war kein Halten mehr - nicht nur überwand er das schier unüberwindliche Zwingertor, auch sprang er über das knapp zwei Meter hohe Hoftor, um sich zu vergewissern, dass beim anderen Geschlecht alles seine Richtigkeit hatte oder bekam. Ich habe keine Ahnung, wie viele Hundekinder mit Collieschnauze und Terrierbart in dieser Zeit gezeugt wurden, nehme aber an, es waren nicht zu wenige. Was ich allerdings weiß ist, wie oft wir ihn in der Umgebung einsammeln mussten - nach einer Weile war er natürlich bekannt, sodass man uns regelmäßig anrief und mitteilte, wo wir ihn einsammen durften. Sein interessantester Ort war der Turm der Müllverbrennungsanlage, den er zwar eigenständig erklimmen aber nicht eigenständig wieder verlassen konnte.
Bobby wurde alt und grau, er konnte nicht mehr gut laufen, dann gar nicht mehr. Er bekam Schmerzen und jaulte oft herzerweichend. Immer, wenn wir beschlossen, jetzt müsse es gut sein mit seinen Qualen, stand er wieder auf und lief tapfer seine Runde. Eines Tages blieb er liegen.
Wir begruben ihn unter einem großen Stein im Vorgarten. Wir alle, insbesondere mein Vater, wollten nie wieder einen Hund haben. Außer meiner Mutter. Sie meinte, käme Zeit, käme neuer Hund. Wir glaubten nicht, dass uns irgendein Hund Bobby ersetzen könnte.

Nach einer Weile hatte mein Vater ausgetrauert und er wünschte sich einen neuen Hund. Also bekam er einen neuen Hund, und wir mit ihm. Dieses mal gab es einen reinrassigen Airedaleterrier. Wir fuhren zu einem Züchter in der Gegend, mein Vater suchte sich den quirligsten von allen aus und nannte ihn Askan.
Als er alt genug war, holten wir ihn nach Hause und er bezog Bobbys frisch renovierten Zwinger, der in der Zwischenzeit als Abstellraum genutzt worden war.

Askan war ungeschickt und süß - wenn er durchs hohe Gras laufen wollte, musste er springen, um sich überhaupt voran bewegen zu können. Unvergessen ist der versehentliche Sprung in einen Graben, den er nicht bemerkt hatte, und sein flehendes Jammern, irgendjemand möge ihn bitte befreien.

Ebenso unvergessen sein heimtückischer Überfall auf eine Jeans, die zum Trocknen auf die Leine gehängt worden war. Er spielte mit ihr, was bedeutete, er wehrte sie von rechts nach links und zurück. Da er während seines Spiels müde wurde, schlief er spontan auf der Jeans ein und verriet sich somit selbst.
Ich könnte dieses Blog füllen mit Geschichten über den jungen Askan, denn es gab nichts, was er nicht anstellte - als er ausgewachsen war, war er ein stattlicher, drahtiger Terrier mit einem eigenen Kopf, der sich der Familie trotzdem unterordnete.
Er zog mit meinen Eltern auf einen großen Bauernhof, ich zog in meine erste kleine Wohnung.
Eines Tages rief meine Mutter an, um mir mitzuteilen, dass Askan das offene Hoftor für eigene Erkundigungen der Umgebung genutzt hatte, als mein Vater kurz abgelenkt gewesen war.
Er fand ihn jaulend im Straßengraben 100 Meter die Straße entlang; ein Autofahrer hatte ihn angefahren und sich offensichtlich nicht die Mühe gemacht, sich darum zu kümmern, was aus dem Tier würde. Askan hatte ein gebrochenes Bein und innere Verletzungen, wedelte aber tapfer mit dem Schwanz, als mein Vater ihm fand. Mein Vater weint nicht. Niemals. Nur an diesem Tag, und an einem weiteren.
Askan überlebte den Unfall und war nach einer Weile der alte. Dachten wir. Allerdings bekam er Krebs, den meine Eltern erst bemerkten, als er zusammenbrach. Ich konnte mich nicht mehr von ihm verabschieden, weil alles so schnell ging. Mein Vater war schweigsam. Sehr lange. Dieses mal wollte er wirklich keinen neuen Hund mehr haben.

Zwei Jahre später kam Parko zur Familie, weil auf einen Bauernhof schließlich ein Hund gehört. Parko ist wieder ein Airedale, er ist größer und stärker als Askan und gehorcht nur meinem Vater.
Wenn ich die Familie besuche, gehe ich mit ihm spazieren, gebe aber schnell die Leine an den kbB ab, der mehr Kräfte als ich zur Verfügung hat, um den Kraftprotz zu bändigen.
Mein Vater schneidet ihm regelmäßig in einem Ritual die Haare; dazu benötigt er einen Hocker, eine Schere, und eine Flasche Rotwein, sowie einen Hund. Letzterer ist nicht so leicht zu finden, denn wenn er einmal Lunte riecht, ist er verschwunden. Manchmal ist mein Vater mit Haareschneiden fertig, bevor er mit der Flasche Rotwein fertig ist, dann ist der Hund vorzeigbar. Wenn nicht, sieht der Hund lustig aus.



Ich lieb(t)e sie alle, auf ihre Weise. Bobby war natürlich der beste, aber das liegt in der Natur der Sache - mit ihm verbrachte ich die meiste Zeit. Ich bin mir sicher, dass mein Vater, nach seinem liebsten Hund befragt, auch Bobby nennen würde. Aber er würde zögern und zuerst darüber nachdenken. Da bin ich mir sicher.

[Ich habe leider kein Foto von Askan finden können, aber stellen Sie ihn sich bitte wie Parko vor, von dem Sie ja auch nur die großartige Schnauze kennen. Askan war kleiner als Parko, und hatte weniger Locken. Ansonsten sahen sie aus wie Zwillinge.]
[Leben. All das.]

kommentieren

 
komisch. heute vormittag sagte ich noch zu dem kollegen, der seinen kindern 2 hasen gekauft hat, dass es nichts besseres für kinder gibt, als einen hund. und vielleicht für väter auch nicht. wir hatten auch immer welche. berri [dem ich meine zahlreichen narben verdanke], antja und biene, dinah und lenni. dann wurde ich katzenfrau.

danke.
 
Ich hatte als Kind auch Katzen, aber die sind für Kinder, glaube ich, zu autonom. Hunde sind da besser. Auch für Väter.
Wenn hier mal ruhige, geordnete Verhältnisse eingekehrt sein werden, gibt es auch einen Hund. Wir streiten darüber, ob es ein Retriever wird oder ein süßer Mischling aus dem Heim. Es wird also spannend.
 
Das sind schöne Geschichten. Mich freut daran, dass Sie auf dem Lande spielen. Ich kann mit Hunden nicht viel anfangen, das liegt aber vor allem daran, dass sie für mich nicht in die Stadt gehören und es so viele dumme Besitzer gibt. Einen fröhlich herumspringenden Chaoten auf dem Resthof hingegen würde ich nicht ausschließen. Fehlt nur der Resthof.
 
Man braucht ja ein paar Träume. Der vom Resthof ist ganz weit oben und sehr weit entfernt.
Und ja, Stadt und Hunde, das erfordert schon ganz eigene Anpassungen, wenn man nicht ein dummer Besitzer sein will. Hier zirkelt man in manchen Bezirken ja auch nur um Tretminen herum, die nicht eingesammelt wurden, statt sich normal vorwärts zu bewegen.
 
sehr schoen. ich haette glatt lust, sie detailliert durch die letzten 34 jahre viecher zu fuehren. aber ich erspare ihnen das. in der naechsten elternzeit ist mir wieder langweilig. mal sehen.
 
Tun Sie nur, mich langweilen Tiergeschichten so gut wie nie. Bei Ihnen habe ich keine Bedenken, dass das auch so bleiben wird.
 
aber sie kennen ja unsere tiere nicht...
ausserdem muss ich jetzt erstmal schlafen. ich leide neuerdings an seniler bettflucht, da ist die nacht um halb 6 zuende. (warum? keine ahnung.)
 
Ich kenn was von Egg-to-Gas-Converter. Das reicht für einen ersten Eindruck.

Ich kämpfe ja mit dem Gegenteil: Aufstehen? Abends gern, aber morgens früh geht gar nicht. Warum? Ebenfalls keine Ahnung. Sollten wir uns irgendwie mitteln?
 
@frau monolog, das sind ja schöne geschichten. ich meine, das sind drei sehr schöne geschichten in einer. dankeschön.

@frau herzbruch, ich kann mich frau monolog nur anschliessen: schreiben sie mal los.

das mit der senilen bettflucht und dem schreiben machen sie einfach so ähnlich wie frau monologs vater das mit dem hund und dem scheren: beginnen sie mit einem titel und einer flasche rotwein. ist die geschichte zuerst fertig, setzen sie diese online und trinken die flasche dann zur belohnung leer.

ist die flasche leer bevor die geschichte fertig ist, müssen sie am nächsten tag noch eine flasche aufmachen.

natürlich dürfen sie auch eine flasche weisswein trinken, besonders im sommer, aber irgendwie finde ich rotwein geschichtsträchtiger. und hilft auch besser gegen die bettflucht.
 
Ich finde ja sowieso, es sollten wieder mehr Blogbeiträge unter dem Einlfuss von Alkohol entstehen.

Ansonsten: Re-danke. Eigentlich war der Beitrag ja für eine Hundemutter, deren junger Hund verunglückt ist. Ich dachte nicht, dass das sonst noch jemanden interessiert.
 
aber wir wissen doch: hundecontent geht immer.
 
Ich weiß, dass ich nichts weiß.
(Außer in Kunstgeschichte, aber das ist eine andere Sache ;))

Und los.
 
ich weiss kunstgeschichte nicht. aber dafuer, was ein lemma ist. so weiss jeder was anderes und das weltwissen waechst ins unermessliche. so muss das sein.
wechselnd anwesend seit 7530 Tagen
status
You're not logged in ... login
tour de force
find!
 
The good, the bad & the ugly
Blindschleicher coderwelsh/synchron./ il giardino Kopffüssler le bufflon Luzilla mad Pappnase signalements Teilzeitgigant das vert 37

Musique (Automatique):
Auf ein neues Coast is clear Popnutten Totally Fuzzy txt.