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27
Januar
Das kalte Kotzen
kommt mir hoch, wenn ich meine ehemalige Lieblingsmailingliste lese, in der ein paar dummdreiste, jammernde Blödspacken das Regiment übernommen haben.

Nun sag mir keiner, ich soll mich doch einfach austragen und nicht weiter aufregen. Diese Liste ist die erste, in die ich mich je eintrug, ich habe dort einige Freundschaften und viele nette Bekanntschaften geknüpft, gute Konzerte erlebt, die ich ohne sie verpasst hätte, und, nicht zuletzt, sorgen die Mailinglistenparties für mein fast einziges, vierteljährliches Tanzvergnügen.
Ich kann mich da nicht austragen. Allerdings vergesse ich bald meine gute Erziehung, wenn´s so weitergeht.

(Aus der Kategorie "Ich muss mich jetzt sofort auskotzen und tu das hier, wo´s niemandem wehtut"). Entschuldigung für ungehobelte Ausdrücke, stark abwertende Personenbeschreibungen und wirklich schlechte Formulierungen. Auch im Namen meiner Eltern. Ich bin sickig.
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06
Januar
Seltsam ereignislose Tage, die man ans Bett gefesselt verbringt. Zwischen Wegdämmern und Wachsein entscheidet nur ein kurzer Moment, Kontakte werden bis auf das nötige Minimum heruntergefahren, alles schmerzt und man weiß nicht, was hat man nur phantasiert, was war wirklich. Zum vertanen Urlaub, da man die Stadt, die man eigentlich erleben wollte, allenfalls hinter den Fenstern der Bleibe erlebt hat, kommt die vertane Zeit ansich, in der man doch zumindest mal ein paar weitere Bücher lesen, ein paar neue CDs hätte hören können. 2004 führt sich nicht gut ein. Auskommen müssen wir wohl trotzdem miteinander.
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20
Dezember
Und dazu: Kopfschmerzen, der fast ständige Begleiter. Mein Deutschlehrer pflegte anzumerken: "Sei froh drüber. Dann merkst du, dass dein Kopf nicht leer ist."
Bei dieser Frequenz hält sich meine Dankbarkeit allerdings in Grenzen - mitunter wärs entspannend, die ständigen Gedankenschleifen und die Schmerzen dazu loszuwerden.
Vielleicht schick ich sie in Urlaub, einmal Florida fürs Hamsterrad und den Nervzwerg.
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18
Dezember
Ach, noch was.
A. (du weißt schon, dass ich dich meine),
ich kann dir nicht verbieten, hier zu lesen, auch nicht, bei Freunden und Bekannten weitere Schnipsel über mich zusammenzusammeln und dir daraus eine Art Gesamtvorstellung zu basteln. Auch kann ich dich nicht daran hindern, mit deiner selbstgeschreinerten Vorstellung bei anderen Menschen hausieren zu gehen, deine guten Absichten auf schlechte Weise zu verbreiten und mir mehr zu schaden als zu nutzen.
Was ich allerdings kann, ist: Solltest du das weiter betreiben, dafür sorgen, dass du nach unserer nächsten Begegnung Probleme hast, die sich am besten mit kosmetischer Chirurgie lösen lassen; die Fingernägel zur Drohung züchte ich gerade. Comprende? Danke für die Aufmerksamkeit.
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16
Dezember
Stau.
Ob es ein schlechtes Zeichen ist, wenn man nach nur einer Stunde Stau auf den letzten 1,5 km Autobahn (und mit Blick auf das Schild, das die Abfahrt, die man zu nehmen gedenkt, bereits anzeigt) den Drang verspürt, eine hysterische Schreiperformance zur Belustigung der übrigen Wartenden hinzulegen, sein Auto auf dem Standstreifen abzustellen, heftig vor einen Reifen zu treten und wütend fluchend Richtung Ausfahrt an der Autoschlange vorbei zu stampfen? Ich kämpfe da noch mit mir.
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02
Dezember
Gesucht
Chirurg, der einzelnen Bevölkerungsgruppen das Weg-steh-Gen operativ entfernt, wahlweise auch Therapeut, der es ihnen wegredet. Mir egal, Hauptsache bald.
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01
Dezember
Kleine Freuden
Woher weiß sie nur in einer Entfernung von 130 km, dass das einzige, was mir jetzt gerade überhaupt helfen kann, ein Paket selbstgebackener Nutellakekse ist?! Ich bin gerührt, und irgendwie auch so ein kleines bisschen glücklich.
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30
November
Irgendeine Großstadt, morgens um halb sechs
Der Zug geht erst in einer Stunde, draußen ist es kalt.
Unterschlupf bei einer Chicken Burger-Kette suchen.
Es ist erstaunlich voll dort, die üblichen Verdächtigen, die Übriggebliebenen. Einer schläft auf dem Tisch und wird vom Personal genötigt, entweder wach zu sein oder zu gehen. Er geht, wach ist er auch. Zwei Glatzen lallen lautstark und entfachen einen Streit darüber, wer von ihnen cooler ist als der andere, und warum. Scheint, sie wollen sich die Köpfe drüber einschlagen, auf einmal. Aber Alkohol macht duselig, sie wissen schon nicht mehr, worum es grad eben ging. Vielleicht liegts nichtmals am Alkohol. Auch gut.
Am Tresen telefoniert ein Engländer mit dem Taxiservice, zählt dem ausführlich auf, was er gerade bestellt hat, bestellt zudem ein Taxi. Schläft für eine Weile mit der Bestellung (zwei große Tüten voll von Chicken & Ribs & anderem Tüdelkram) im Arm am Tresen ein - er hat es wohl muckelig warm, ein sichtlich glückliches Lächeln im Gesicht. Wer weiß schon, was er träumt... Wird wach, fängt an zu essen, torkelt zur Theke, um etwas zu reklamieren. Ein anderer versucht mit seinem Tablett bei irgend einer weiblichen Person an den Tisch eingeladen, zumindest akzeptiert zu werden und scheitert. Dreht sich eine Weile um sich selbst um dann einen Einzeltisch anzusteuern, starrt trübselig in sein Getränk.
Wir inmitten dieser Menge, relativ wach, relativ nüchtern.
Das Personal erschreckend gut gelaunt für dieses Szenario.
Wünsche mich weit weg, weg von diesem Ort, diesen Menschen, mir selbst. Das wird nicht funktionieren. Heute ging das 35. Anästhesistensymposium zu Ende. Bitte einmal Anästhesie, jetzt sofort.
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29
November
Schwing das Tanzbein II
Electrofixx - Shift
Yü Gung - Einstürzende Neubauten
Tanz mit Laibach - Laibach
Let your body learn - Nitzer Ebb
Das Ritual - Plastic Noise Experience
White trash - The Klinik
Morter - Skinny Puppy
Wartime (trampled) - Mainesthai
Nag Nag Nag - Cabaret Voltaire
Baby needs Crack - Vomito Negro
Psyche-Out - Meat Beat Manifesto
Time to die - Aircrash Bureau
Heretic iii - Stromkern
Slide into Extinction . Snog
Techno Geist - Clock DVA
Today - KMFDM
Billy´s Fiver - Bazooka Joe

Was es dann tatsächlich zu betanzen gegeben haben wird, folgt später :)
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23
November
Begegnungen
Oh, hallo, Selbstekel, wie gehts denn so?
Entschuldige bitte, dass ich dich nicht sofort erkannt habe, aber deine Ähnlichkeit mit anderen unerwünschten Besuchern ist einfach frappierend, und wir haben uns ja auch schon was länger nicht getroffen.
Was willst du eigentlich hier? Mich heimsuchen, verstehe. Und ich hatte noch insgeheim gehofft, du willst zum Nachbarn...
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