Und dann setze er sich neben mich und referierte eine lange Weile darüber, wie sehr er es genieße, einfach mal wortlos neben jemandem zu sitzen, wie angenehm es sei, die Gedanken schweifen zu lassen, und wie schön, auch im Schweigen eine Übereinkunft zu finden.

Als ich dem Mann, der konsequent "Flair" mit "Faible" verwechselt, sagte, ich möge ihn lieber als mich selbst, fühlte er sich geschmeichelt. Als ich, um Missverständnissen vorzubeugen, fortsetzte, das sei aber auch keine Kunst, wuchs er um einige Zentimeter.
Ich denke, wir kommunizierten aneinander vorbei.
Warum aber ein harmloses Missverständnis, welches einem von zweien nicht weh und dem anderen gut tut, korrigieren? Gedacht und geschwiegen. Für einen Moment besser gefühlt.

Manchmal, besonders im Winter, sehne ich mich nach dem Luxus einer einsamen Autofahrt allein zur und zurück von der Arbeit.
Dann könnte ich selbst entscheiden, ob ich es erlaube, dass etwas, das nach nassem, kaltem Hund riecht oder eventuell sogar nasser, kalter Hund ist, neben mir Platz nimmt und mich in einer charmanten Geruchswolke einschließt.
Toll wäre allerdings, wenn das riechende etwas dem Schaffner, der jeden Halt und die dazugehörige Ausstiegsrichtung extralaut durch die Boxen ansagt und damit jeden Ansatz gesunden Wegnickerns unterbindet, kräftig ins Bein beißen würde - dann am liebsten das, was kein Hund ist.
Manche Wünsche bleiben wohl unerfüllt.

Auf so manche, wenn auch verbindende, Synchronizität in unser beider Leben könnte ich gut verzichten.

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Eine Tafel Lindt Bianco Nocciole.
Drei Tafeln Chateau Edelrahm mini.
Eine Tafel Ritter Sport Quadrago Milch & Kakao.

Mein Einwand, Freundlichkeit sei selbstverständlich und bedürfe keiner speziellen Entlohnung, wurde niedergemacht.
Mein Einwand, Mama habe gesagt, ich dürfe keine Süßigkeiten von fremden Männern annehmen, wurde grinsend niedergemacht.
Mein Einwand, ich würde dick und rund werden, wurde niedergemacht mit der Begründung, ich dürfe ruhig etwas zunehmen, er möge es etwas runder.
Einem knapp neunzigjährigen Mann gegenüber sparte ich mir sämtlich mögliche Erwiderungen darauf.
Schokolade, will jemand Schokolade?

Dann seufzte er, sagte "Ich muss noch so viel erledigen" (Auf den Begriff "viel zu tun haben" hatte er schon immer allergisch reagiert) und zupfte weiter seine Augenbrauen in Form, um bei seiner Hochzeit möglicht gut - gepflegt - auszusehen.
Haar für Haar entfernte er den Teil seines Äußeren, den ich immer am liebsten gemocht hatte, der für mich nicht nur Äußerlichkeit, sondern Ausdruck seines Charakters war.
Er heiratete eine andere. Sie mochte seine in Form gezupften, schmalen Augenbrauen.

Ein eigenartiger Abend gestern, mit Menschen, die ich noch kaum bis gar nicht kannte. Einmal mehr festgestellt, es gibt Menschen, die ich gar nicht erst näher kennenlernen will. Dafür andere umso lieber (Meine ersten Eindrücke täuschen mich selten. Wenn, dann allerdings fatal.).
Mit der Ankunft einer bestimmten Person der völlige Umschwung der Stimmung, aus gereiztem Aufeinanderlauern entstand entspannte Plauderstimmung, mit durchaus ernsthaftem Unterton.
Gute Gespräche, dann weitab von Stammtischparolen; keine menschenverachtenden Inhalte, keine unreflektierten Plattheiten mehr. Und der Beweis, wenn eine Basis vorhanden ist, kann man durchaus kontrovers diskutieren und trotzdem miteinander statt gegeneinander sein.
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit - trotzdem gut, das Wissen darum gelegentlich aufzufrischen.

Heute das Kompliment erhalten, ich sei so schön schonungslos.
Drüber nachgedacht, dass der Mensch auch noch nicht Opfer dessen geworden ist, was er lobte. Dann gedacht, eigentlich auch egal - damit wird er ja wohl rechnen, dass es ihn auch mal treffen könnte. Dann gefreut.

Mal ein paar Gesichter zu mehr oder weniger bekannten Namen gesehen, leckeren Brombeerwein getrunken, freundliche Nudeln beim unfreundlichen Italiener gegessen, zu wenig um den Tisch gerückt, um mit ein paar mehr Menschen sprechen zu können, viel Spaß gehabt, angeregt unterhalten, bestens untergebracht gewesen.
Schön wars.