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20
Dezember
Wo ich nicht bin, da ist das Glück.
Andre wollen ein unblutiges Denken kennen. Harmonie, Mäßigung, Milde. Kleist, so übermäßig er sich anstrengt, dringt in das innere Leben der Wörter nicht ein. Von Sehnsucht verzehrt, bewege ich mich in ihrem Abglanz. Druckreif, sagt er zu Wedekind, der wartet. Druckreife Sätze, Herr Hofrat, es ist ein Laster. Ein jeder fein scharf gemacht als Guillotine für seinen Vorgänger.
Kleist, sagt Wedekind, wenn Sie mir doch glauben wollen: Es ist nicht gut, daß der Mensch zu tief in sich hineinblickt.
Danke für die gute Absicht. Wenn ich derart heruntergekommen wäre, den Trost zu brauchen, das milde Urteil anzunehmen. Jetzt höllisch achtgeben, daß ich meinen Kopf nicht zwischen den Händen presse, vor all diesen Leuten. Welch schöner Saal. Was für gefällige Menschen. Wie sie eigentümliche Figuren bilden, nach Regeln, die ich niemals lernen oder begreifen werde. Mein Gott.


- Christa Wolf/Kein Ort. Nirgends
[ex libris]

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Das scheint ein Buch zu sein, dem ich mich nicht länger widersetzen kann. Vielleicht gerade jetzt, wo nur wenig Platz in meinem Kopf ist...

Danke.
 
Es schafft welchen, soviel ist sicher. Die Frage ist, wohin geht das Zeug, das es verdrängt?
 
Düstere Sätze. Wenn das ganze Buch so dunkel ist, könnte man es auch glatt einem Seitenarm des Noir Genre zuordnen...

Mehr noch als der Inhalt fasziniert mich derzeit die Auswahl und Folge der Worte. Kein Buch zum Verschlingen, mehr eines zum Lesen. Ich werde einen genaueren Blick reinwerfen.

Wahrscheinlich aber auch ein Buch, dass man nur lesen sollte, wenn es einem gut geht. Gerade in den eigenen, dunklen Momenten können die dunklen Sätze vielleicht auch zur Autobahn der selbsterfüllenden Prohezeiung werden.
 
Ich las es in den dunkelsten Stunden, die mein bisheriges Leben zu bieten hatte. Keine gute Wahl, du magst Recht haben. Und doch, es war ein Sog darin.
Christa Wolf schreibt so, in allen Büchern, die ich bislang von ihr las. Sollte dir das Buch gefallen, kann ich gern weitere empfehlen.
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