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29
Januar
Der heilige Skt. Christophorus
ist kaputt.
Besser gesagt, seine kleine Hülle mit dem roten, durchsichtigen Plastikeinsatz ist am Scharnier gebrochen, die Folie selbst auch. Gewohnt hat Christophorus seit über zwölf Jahren in meinem Portemonnaie; seit dem Tod meines Opas. Er ist sozusagen ein Erbstück, meine Oma schenkte es mir damals. Schon immer, auch als kleines Mädchen, hatte ich ihn haben wollen. Damals wohnte er noch bei meinem Opa im Portemonnaie und sorgte dafür, dass ihm das Geld nie ganz ausging - sagte Opa, und natürlich glaubte ich ihm. Was mich daran so faszinierte, kann ich nicht mehr genau nachvollziehen, vielleicht die filigran gearbeitete Figur, oder die kunstvoll gearbeitete Hülle, oder auch nur der Gedanke daran, jemanden in der Geldbörse wohnen zu haben, der mir auf die eine oder andere Art Gutes tat. Letzteres war es vermutlich... Opa weigerte sich zu Lebzeiten, ihn herauszurücken - der Opa, auf dessen dickem, kugeligem Bauch ich Schlagzeug spielte, der mir Schwimmen und Rad fahren beibrachte, der sinnfreie Lieder vorsang, die mein kindliches ich in Verzückung versetzten ("Du dumme Fliege, wenn ich dich kriege, dann reiß ich dir das linke Beinchen aus. Dann musst du hinken, auf einem Schinken, bis dass das Beinchen wieder besser wird. Dann wirst du operiert, mit Salbe eingeschmiert, dann kommst du in das große Krankenhaus...". Heute noch kenne ich alle Lieder auswendig). Ich wuchs quasi dort auf, er war schon Rentner, als ich geboren wurde, hatte viel Zeit; wir vergötterten uns gegenseitig. Alle anderen Großeltern (es gab einige davon), hatten keine Chance - dieser Opa war mein Held. Skt. Christophorus ist kaputt und ich vermisse meinen Opa das erste mal seit Jahren.
geschichten wie diese
machen das leben lebenswert.
vielleicht müssen heilige christophorusse manchmal kaputt gehen. um uns genau dies zu zeigen.
Er hat einen Platz in ihrem Herzen. Wenn sie genau hinspüren, wissen sie es auch.
Ja, das weiß ich.
Ich frage mich nur, warum mir das Bewusstsein dafür so lange abhanden gekommen war.
Insofern hat Frau Farfalla ganz sicher Recht: Dafür war´s gut, dass der arme Christophorus jetzt quasi ohne Haustür ist. Ich werd mal schauen, ob sich jemand findet, der ihm die Hütte reparieren kann :o) Manchmal weiß man nicht, wieso und weshalb Sehnsüchte geweckt werden, auch nicht, was sie schlummern läßt.
Befriedigte Sehnsucht mag ein stärkeres Motiv sein, weil sich in ihr die reale Erfahrung birgt, dass der Traum kein unerfüllbarer ist. Das dürfte nicht nur an ihrem Opa liegen, sondern auch daran, wie sie ihm damals begegnet sind. Gemeinhin die beiden Ingrdienzien, die über Gelingen oder auch Mißlingen in der Begegnung entscheiden. In den letzten Tagen
habe ich viel an ihn gedacht. Auch daran, was für ein wirklicher Kotzbrocken er sein konnte, insbesondere zu Anderen, und auch daran dass seine Fleischwurst ihm heilig war ("Der Junge (mein damaliger Freund) kann alles von mir kriegen, aber meine Fleischwurst nicht!") ;)
Zumindest kann ich mir nicht vorwerfen, ihn nicht merken gelassen zu haben, wie sehr ich ihn mochte. Das scheint mir wichtig. |