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11
Mai
Screenager
For all the holes in our soul host no thrills
-- Muse

Und als wir dann endlich, nach all den Kisten und Tüten und Kartons, dort auf dieser Matratze auf ihrer unverschämt schönen Dachterrasse liegen, in die Sterne schauen, am Wein nicht nur nippen und über dieses und jenes, alles und nichts, reden, da fühle ich mich für eine kurze Weile angekommen im hier und jetzt, genau richtig dort und so wie ich bin. Nicht glücklich, aber ruhig,
ungetrieben und bei mir selbst; etwas, das anderen so selbstverständlich zu sein scheint wie das morgendliche Duschen, das mir so fremd ist wie eine asiatische Sprache, die ich zur Kenntnis nehmen aber nicht verstehen kann.
Muses "Origin of Symmetry" dröhnt aus den provisorischen Boxen im Wohnzimmer, und wir lachen ein bisschen, als die N. mich fragt, ob ich mich noch daran erinnere, wie wir damals bei einem ihrer Besuche den L. mit der Wiederholung der Wiederholung dieser ihn quälenden CD quälten.
Der H. kommt später auch dazu und bringt eine Schluckertüte mit, ein buntes Sortiment aus dem Kiosksüßigkeitenangebot, und wir vergleichen unsere Kindheitserinnerungen - was damals besser schmeckte, was nicht. Ich bin nach wie vor Fan der großen Salinos, saure Zungen lassen mir noch immer diese kleinen Schauer über den Rücken laufen, wenn die Zunge sich vor lauter Säure zusammenkringeln möchte.
Einen Abend später auf einem anderen Balkon in der alten Heimat sehe ich eine Sternschnuppe niedergehen; eigenartigerweise wünsche ich mir nichts, von dem ich weiß, dass es vollkommen ausgeschlossen ist, soweit scheine ich also zwischenzeitlich akzeptiert zu haben, aber ich bin mir der Tatsache bewusst, dass mein tatsächlicher Wunsch ebenso wenig wahrscheinlich ist wie, sagen wir mal, jemals etwas, irgendetwas, in der Lotterie zu gewinnen, denn dafür müsste ich zumindest mal mitspielen und einen Lottoschein ausfüllen. Angesichts ihres Blickes fühle ich mich ertappt und grinse verlegen.
Später dann wieder diese ungeheure Einsamkeit; ich bin kein Mensch für Großveranstaltungen, ich hasse es, mich in nicht-vertrauter großer Runde bewegen und verhalten zu müssen. Ich bin ein Einzel-, kein Gruppenmensch, die am Rand des Geschehens mit dem Rücken an der Wand, die auf der letzten Bank im Zug. Aber Selbstmitleid ist eine Welle, da erzähle ich Ihnen sicherlich nichts Neues, und so überschwemmt es mich und zieht dann weiter, Rückkehrzeitpunkt ungewiss. Ich winke ihm erleichtert hinterher, grinse über mich selbst und schieße ein Foto eines Plakats, auf dem Niki de Saint Phalle einen Revolver auf den Betrachter, also mich, richtet - egal aus welcher Perspektive man es auch anschaut. Beim Einschalten meines Handys starren mich also nun ihr durchdringender Blick und ein Revolverlauf an. Die tägliche Bedrohung beginnt nunmehr in meiner eigenen Wohnung; dort kann ich mich ihr noch am ehesten stellen.
[invert]

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ja, und dreimal ja.
wäre so gerne mal zum karneval der kulturen gegangen, aber ich kann die hunderttausenden dort nicht fortzaubern.
also wieder zuhaus geblieben. "....dort kann ich mich ihr noch am ehesten stellen"
eine tägliche bedrohung haben, heisst sie zu bekämpfen; heisst auch (ich weiß nicht wieviel tage mein leben zählt, bisher) XXXX siege errungen zu haben.
jeden tag einen neuen, + die nächte.

in sachen Niki de Saint Phalle harmonisieren wir, sehr.
hab einige biographien über sie verschlungen, eine irre. frau.
 
Ich bin ja kein besonders großer Fan der Nanas, aber ja, eine der eher doch weniger zahlreichen Frauen, die es zur namhaften Kunst geschafft haben.

Ansonsten wären wir dann wohl wieder bei den Pogues.

(Karneval der Kulturen, erzählte mir ein Berliner Bekannter, entrüstet dass ich mir dieses Spektakel entgehen lasse, sei eine gute Möglichkeit, sich mal kultiviert zu betrinken anstatt sinnlos wie sonst immer. Und dabei betrinke ich mich gar nicht mehr so besonders oft. Er aber schon ;))
 
ja, aber es sind dann auch 870 000 andere um dich die sich auch betrinken wollen.
naja, nicht alle aber viele davon.
 
<Ich bin ein Einzel-, kein Gruppenmensch, die am Rand des Geschehens mit dem Rücken an der Wand, die auf der letzten Bank im Zug.>

hm ... also ich hoffe dennoch, Sie am 31. begrüßen zu dürfen.
:-)
alles wird gut.
*lautpfeif*
 
Natürlich komme ich, ich habe zugesagt. Und Sie weichen mir am Rande des Geschehens nicht von der Seite, das haben Sie doch versprochen ;)
(Und außerdem können wir dann eine super Statler & Waldorf-Version in weiblich abgeben.)
 
cola-kracher.
 
Die, das habe ich auch reklamiert, gab es nicht. Der Sachverständige im Haus hat aber eine ganze Kiste da, ich bilde mir ein, nur für mich gekauft. Irgendjemand wildert da allerdings, ich muss das mal beobachten. Andererseits, noch vier Wochen dort, das lohnt doch alles den Aufwand nicht mehr.
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