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07
Mai
For better for worse.


Das kleine Nadelmäppchen "Hosenmatz" ist ein vorzeitiges Erbe meiner Oma - nicht, dass es besonders wertvoll oder gar selten wäre, im Gegenteil wurden diese Mäppchen ihrerzeit zu Tausenden verkauft; mir ist es aber doch ein Stück Kindheitserinnerung der guten Art, es wird umweht von einem Hauch heißer Milch aus der Blechtasse vom Ofen, vom Duft frischer Reibekuchen mit Zucker und schwarzem Tee, vom Eindruck kindlicher Geborgenheit.
Mit einem solchen Nadelmäppchen lernte ich nähen, zuallererst Socken stopfen, genauer gesagt. Sie staunen? In unserer Familie wurden Socken noch gestopft und nicht sofort, wenn sich ein großer Zeh seinen Weg ans Licht gebahnt hatte, weggeworfen. So war das, damals im Ruhrpott, wir hatten ja nichts (kleiner Insider nur mit mir selbst, verzeihen Sie bitte). Jedenfalls brachte meine Oma mir das Nähen mit einem solchen, wenn auch nicht exakt diesem Mäppchen bei, und wer jemals bei einer Oma, die eine gute Hausfrau ist, nähen gelernt hat, dem wird sich folgender Satz in die Hirnrinde eingebrannt haben: Langes Fädchen, faules Mädchen. Und ja, ein faules Mädchen war ich, wobei Faulheit den Kern nicht einmal annähernd trifft - schon immer war ich ungeduldig und sah keinen Sinn darin, mich langsam und mühsam durch etwas hindurchzuarbeiten, was genauso gut schnell und effektiv erledigt werden konnte, wenn man es nur richtig anstellte. Meine Fädchen waren also immer lang und natürlich doppelt gelegt.
Meist war ich auf diese Weise in der Tat sehr effektiv, und schnell noch dazu. Aber manchmal, eigentlich immer dann, wenn es mir wichtig war, passierte das, was meine Oma auf Hausfrauenart weise vorhergesagt hatte: Das zu lange und zudem doppelte Fädchen verhedderte sich in sich selbst, mein allzu hektisches Herumgezerre am noch filigranen Fadengewirr (auch die gelegentlich ausbrechende Hektik ist keine neue Eigenschaft von mir) sorgte dann für die totale Verknotung. So manche meiner voreilig geschaffenen, bombensicheren Nähte wurde tränenreich von mir selbst wieder aufgetrennt, und damals gab es diese komfortablen Nahttrenner noch nicht - wenn Sie sich also Blut, Schweiß und Tränen vorstellen, liegen Sie beinahe richtig.
Heute nähte ich aus Sicherheitsgründen lediglich zwei abgefallene Knöpfe an meinem Lieblingshemd (hatte ich schon mal erwähnt, dass Schulterriegel mich schwach machen? Ach, nicht? Na, dann wissen Sie jetzt das also auch.) an, befestigte zudem einen ausgelassenen Hosensaum und eine lose Nackennaht. Ohne weitere Zwischenfälle.
[invert]

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Ich hab auch noch Socken stopfen gelernt. Nicht von meiner Oma, sondern von meiner Mutter... Dass man sie wegwerfen könnte, lernte ich erst mit meinem Auszug.
Aber den Spruch kannte ich noch nicht, wenn ich mir auch seiner Richtigkeit bewusst bin - inzwischen - aus eigener Erfahrung gelernt.

Aber die Grundfähigkeiten bleiben bei dir ja hängen geblieben zu sein. So kann man dann mal ´nen Knopf annähen, ist ja auch praktisch. (Ich fragte mich allerdings letztens bei meiner Buisness-Dress-Bluse wieso da jetzt schon die Knöpfe abfallen. Das Ding ist doch für die Karriere-Frau, wieso sollte die nähen können?)
 
Einer aus der weitläufigen häuslichen Angestelltenwelt tut das dann, natürlich ;)
 
Wahaa! Der langes Fädchen, faules Mädchen-Satz hing mir letztens auch traumatisch im Kopf. Bei meiner Körpergröße hat es zwar durchaus praktischen Nutzen, Hosen perfekt umnähen zu können, aber dieser Satz inklusive der stolzen mütterlichen Koseform "meine kleine Hausfrau", wenn man mal was richtig machte, hätten auch schnell in öffentliche BH-Verbrennung und Achselrasurverweigerung eskalieren können.
 
Welch großes Glück, dass das unterblieben ist. Obschon, mir persönlich wär ja egal, wie du das handhabst :)
 
Auch dann noch, wenn ich dich bei jedem unserer Zusammentreffen darauf aufmerksam mache, wie du dich mit deinem affektierten Körperkult vom schnöden Patriarchat bevormunden lässt und dich mit falscher Eitelkeit über die wahre Natur der Frau hinwegsetzt, um...uiuiui, mir wird ganz schwindlig...
 
Du könntest das bitte mal bis nächse Woche einstudieren und mir dann vortragen. Ich denke, ich fände es witzig.
Auch daran, dich auf die dann vorhandene Ähnlichkeit mit einer deiner ehemaigen Mitbewohnerinnen aufmerksam zu machen. Stichwort Bohne und Konserve ;)
 
Das Stichwort war völlig unnötig, ich wusste sofort, wer gemeint war. Vielleicht werde ich bis nächste Woche einfach mein weißes Feinripp-Unterhemd nicht mehr ausziehen, damit es den passenden Gelbstich bekommt und kurz bevor wir uns dann treffen, sprühe ich noch ein Bisschen Speick darüber. Für den Performance-Charakter meines Vortrages, Inhalte überzeugen ja ohnehin niemanden mehr.
 
Du trägst weiße Feinripp-Unterhemden?! Von F. geklaut, oder wie? ;)
Ich muss ja zugeben, ich mag den Speick-Geruch. Später, wenn ich mal richtig alt und knitterig bin, werde ich auch auf jeden Fall Magie Noire tragen. Genau wegen dieses Geruchs.

Ach, Inhalte. Die werden gemeinhin nicht mehr geschätzt, soweit gebe ich dir Recht.
 
Nee, trage ich natürlich nicht.

Übrigens haben wir eine Art Geist beschworen, ich bekam heute von jener unverschämten Person eine Mail, die so klang als wären wir nach ihrem [s]Rausschmiss[s] Auszug die besten Freundinnen geworden...aber sie wollte ja auch was von mir. Vielleicht sollte ich ihr mal einen Link schicken :-)
 
Tu nur. Der P. versorgte mich gestern per Mail mit den nocturnal rants einer uns anderweitig bekannten Person. Sehr witzig. Und gut, dass ich umgezogen bin und mir weitere Verlinkung verbeten habe - da kommt mir die K. grad recht; einen vollkommen bekloppten Kommentatoren kann ich gerade noch handhaben ;)

Sie will aber jetzt nicht noch die Küchensache klären?
 
Besser: sie will einen Radiobeitrag zu einem Thema machen, mit dem sie sich nicht auskennt, sich aber immerhin daran erinnern konnte, dass ich zu eben jenem meine Abschlussarbeit schrieb.

Ach, in solch trüben Stunden denke ich einfach daran, wie sie aussah, als ich ihr das letzte Mal begegnete: mit zwei einbandagierten Handgelenken hilflos auf einer Bank sitzend. Später erzählte mir jemand, sie hätte an beiden Armen eine psychosomatische Sehnenentzündung und könne aus diesem Grund ihre Magisterarbeit nicht beenden :-)

Die Sache mit dem anderen Bekloppten bitte per Mail ausführlich. Tsssss.
 
bitte näh mir meinen ac/dc aufbügler an die lieblingsjeans, ja?
 
Nächstes Jahr zum Geburtstag dann, wenn du rausgewachsen bist.
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