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22
März
Prag, die letzte.
Die Nacht ist ein Drama - um mich herum befinden sich Schulklassen, deren Durchhaltevermögen, selbst und wahrscheinlich gerade alkoholisiert, meines bei weitem überschreitet. Je später der Abend, desto hysterischer das Gelächter, desto unsicherer und wankender die Vorbeilaufenden. Aber ich war ja auch mal jung, also beschwere ich mich nicht, setze die Kopfhörer auf und versuche, die Jugend zu ignorieren, was nur bedingt gelingen will. Halligalli die ganze Nacht mach ich selbst oder mag es nicht. So geht wohl alt werden.
Da es weiterhin regnet und auch hier Museen montags tendentiell geschlossen haben, bin ich planlos, was zu tun ist. Das von mir angepeilte kubistische Museum hat zwar auch geschlossen, in seinem Museumsshop werde ich aber daran erinnert, dass ich die Galerie Futurista in Augenschein nehmen wollte. Dort bietet man hübsche Dinge feil, von denen ich einige kaufe - ein Kosmonautenshirt für den, der bald Geburtstag hat, und auch etwas für mich selbst, ein Künstlerbuch, das osteuropäische Flyerkunst präsentiert, namens I wanna be your dog. Könnte ich auch mal wieder hören, fällt mir dabei ein.



Im Bric a Brac, einer Ansammlung mehr oder minder antiker Preziosen, das ich mangels auffindbaren Flohmarktes aufsuche, gefällt mir mit traumwandlerischer Sicherheit eine unbezahlbare, riesige Kakaodose von Anfang des 20. Jahrhunderts.
Draußen stelle ich mit Erschrecken fest, dass Jan Saudek, der mit den schrecklichen Mann-Säugling-Fotos in schwarz-weiß, hier eine ganze eigene Galerie betreibt. Gruselig. Fehlt nur noch Rosina Wachtmeister in der Nachbarschaft.
Weil es endlich mal nicht regnet, mache ich mich auf den Weg zur Schäl Sick Prags, das Hradčany. Endlich darf ich wieder Metro fahren und mich an den farb-und formschönen Stationen freuen. Ich stelle fest, einige der Rolltreppen können es an Höhe und Geschwindigkeit durchaus mit denen Londons aufnehmen - als ich wegen eines unerwarteten Huckels im Boden direkt vor der Rolltreppe mich bereits mit gebrochenem Genick sehr schnell ganz unten landen sehe, merke ich mir vorübergehend, dorthin zu schauen, wo es wichtig sein könnte.



Drüben angekommen, erklimme ich eine 250-Stufen-Treppe und beschließe erschöpft, erst einmal Rast machen zu müssen. Das auf dem Weg liegende Oma-Cafe mit Grammophon, durchgesessenen Chaiselongues und alten Bügeleisen auf der Treppe, das eine Dependance meines Lieblingsteehauses daheim, Schorschs Teehaus, sein könnte, bietet sich da geradezu an.
Die Bibliothek, die ich besichtigen möchte, ist vorübergehend geschlossen, sodass ich mich zur Taverne der sieben Schwaben (keinen einzigen gesehen) durchfrage, einem heimelig und düster eingerichteten Restaurant mit Wandmalereien, Folterkammer und getrocknetem Hopfen in den Durchgängen. Ein mittelalterlich gekleideter Kellner, nicht a. (für authentisch), wie die B. grinsend anmerken würde, stellt mir zuallererst mal eine Schale voll geröstetem Mais vor das dunkle Bier. Das ist mein Mann! Sehr erdig, das alles hier. Dunkle Holzbänke und -tische, mittelalterliche Ritterrüstungen, irdenes Geschirr. Daheim möchte ich das natürlich alles nicht haben, aber hier passt es. Das Essen schmeckt gut, das Bier erst recht, und passend als ich gerade fertig bin, fällt eine bunte Touristengruppe ein, die reserviert hat. Einer, der Reiseleiter, verteilt und erklärt die Karten, bestellt anschließend für alle. Soviel Fürsorge ertrage ich gerade nicht; also raus, denn ich will ja auch noch das Denkmal "Trabbi auf Beinen quo vadis" an der deutschen Botschaft sehen.



Meine letzte Mission: Geld loswerden. In Unkenntnis der preislichen Gegebenheiten habe ich zu viel davon umgetauscht und nun Not, es loszuwerden. Der Billa, ein großer Supermarkt, hat allerdings Becherovka in Massen im Angebot, und so setze ich dort um, was noch umzusetzen ist, für viele leckere Cocktails daheim. Am Abend habe ich etwas vor, auf das ich mich freue, weil ich es daheim kaum tue: Fernsehen. Dr. House, und das ist nicht diskutabel.
Am nächsten Morgen geht es dann auch schon wieder nach Hause, um nur ein ganz paar wenig lange Stunden verzögert durch streikende Flughafenbedienstete, in denen ich mir von daheim per SMS mitteilen lasse, wie der Stand der Dinge ist, und in denen der männliche Teil eines Rentnerehepaares mir eine Klinke ans Ohr quatscht sich nett mit mir unterhält. Beim Thema Vorratsdatenspeicherung sind wir gänzlich unterschiedlicher Meinung, und damit hat sich sein Interesse an mir dann auch erledigt.
Ich bin und bleibe ratlos, was ich von dieser Stadt halten soll. Klar, sie ist schön, aber Schönheit allein hat mich noch nie gereizt. Ihr fehlt ein wenig das Subversive, vielleicht auch Studentische; mir fehlt an ihr das Spannende, auch der Gegensatz zwischen Altem und Modernem, ich langweile mich ein bisschen; gerade hier, wo es schon geschichtlich bedingt alles andere als langweilig sein dürfte. Vielleicht ist das alles aber auch nur ein wetter- und stimmungsbedingtes Missverständnis. Wer wäre ich, über diese Stadt zu richten?
[Leaving, on a jet plane. ]

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Wie schon häufiger beim Lesen deiner Reiseberichte so auch hier: *grins*

Immerhin hast du jetzt ein Bild von Prag. Vermutlich unvollständig, aber ein Bild. Ich wurde an einem Nachmittag von einem älteren Kollegen durch Prag geführt. Den Spaziergang habe ich genossen, auch wenn es weitgehend ein Rundgang durch die historische Bausubstanz war und er mir zeitweise das Gefühl gab, mich in einer toten Stadt zu befinden. Wenn sich eine Stadt nur auf das Alte konzentriert, ist sie für mich so tot wie ein Mensch, der nur in der Vergangenheit lebt.

Prag hat vermutlich auch andere Seiten, die ich nicht kenne - die ich aber zugegebenermassen in deinem Bericht auch nur (wenn überhaupt) ansatzweise sehe. Mein Interesse an Prag ist nicht sehr ausgeprägt, so richtig begeistert klingst du auch nicht gerade :-)
 
Ich hab mich schon auch raus aus der historischen Altstadt begeben, schließlich wohnte ich auch außerhalb, aber so richtig viel Interessantes gab es da nicht. Ganz anders als z.B. in Warschau, das ja auch das touristische Leben auf die Altstadt beschränkt. Außerhalb derer passierte aber was, da gab es auch Modernes und Verfall, direkt nebeneinander. Wahrscheinlich ist es so, dass ich längst nicht genug von Prag gesehen habe, und doch: ich würde eher nochmal nach Warschau reisen als dorthin, wenn ich mich mal wiederholen sollte. Allerdings stellt sich mir die Frage: Warum? Gibt noch so viel anderes zu sehen.
Und jetzt bin ich wirklich weg. Schönen Abend!
 
weil ich es daheim kaum tue: Fernsehen. Dr. House

Ich halte dies für diskussionswürdig;-)

Übrigens, wenn Sie Lust haben, kommen Sie rüber, wir spielen Mensch Ärgere Dich Nicht und glauben, damit die Welt friedlicher zu machen.

Frohe Ostern, Ihnen.
 
Danke, und zurück.

Gestern spielte ich was anderes als Mensch ärgere dich nicht, was nicht darüber wegtäuschen soll, dass ich das Spiel immer wieder gern mag, denn es ist jugendlich-positiv verbunden. Allerdings bin ich gnadenlos und kenne nicht Freund, nicht Feind, wenn ich es spiele.
Ich habe schon erlebt, dass die Welt, zumindest vorübergehend, dadurch nicht gerade friedlicher wurde.

nein, da wird gar nichts diskutiert. Eine meiner wenigen Schwächen (hüstel), zumal selten ausgelebt, darf bestehen bleiben. Schließlich hab ich inzwischen alle, wirklich alle Folgen der Nanny bereits gesehen, so über die Jahre :)
 
ohhhhhhhhhhhhhhhhhh
meine lieblingsserie
oij
bin begeistert!
damit fing ich wieder an fetzige minis zu tragen....
(kann fast alles auswendig, bedingt durch jahrelanges, krankheitbedingtes liegen, nur so als erklärung)
 
Echt? So möcht ich dich mal sehen!

Meine Figur gibt das Tragen von Minis in dieser Ausprägung nicht her, vielleicht auch nur mein mangelndes Selbstbewusstsein, wie mir auch schon vorgehalten wurde. Aber wer als Kind dick war, hat wohl kein gutes Körpergefühl.
Wie auch immer, das jahrelange Liegen war ja zumindest im ganz kleinen dann für etwas nützlich.
 
blödsinn! ich leih dir einen fran-mini....
(ich hoffe das gefühl ist heute, gerade heute, besser denn je)
 
Süße, deine Minis passen mir nun wirklich nicht. Fran-Minis sind ja schon in passender Größe superkurz. Wenn ich mich in deine Minis schieße, hab ich einen nichtmals breiten Gürtel an. Das will nun wirklich niemand sehen.

(Ach ja. Naja. Geht so. Es kommt ja immer aus mir selbst und nicht von außen. Ist schon ok).
 
Die Fotos, die Berichte, das reizt trotzdem ungemein. Ich war mal mit 17 für einen Tag dort, aber ich war ganz begeistert, auch wenn ich mich nicht mehr erinnern kann, was wir dort gemacht haben. Es kann schon sein, dass es an der Begleitung lag oder an der Stimmung und vielleicht hat man manchmal einfach Glück, genau das Richtige im perfekten Moment zu finden.

Ich muss irgendwann mal wieder hin, aber demnächst fahre ich erstmal da Rolltreppe, wo's auch schnell geht und ordentlich hoch ist... :-)
 
Nimm mich mit!
Ja, manchmal sind es die kleinen, perfekten Momente, die den Tag, die Woche, so glückselig machen.
Meine nächste Reise, sobald ich mir wieder eine werde leisten können (angesichts meiner Pläne wohl so im Jahre 2012), wird wieder nach Schottland gehen. Im Sommer, all das sehen, was bei meiner letzten Reise im März (übrigens genau zwei Jahre vor Prag), noch geschlossen oder nicht erreichbar war. Das ist doch mal ein Ziel.

Ach ja: Prag hat auch ein Sexmuseum :)
 
In Gedanken!
Das ist doch ein gutes Ziel, auch wenn du erstmal die Risenstadt zu entdecken hast. Ich kenne hier nicht so viel, vielleicht erkunden wir ja das ein oder andere gemeinsam.

Ein Sexmuseum, tz. (Liegt das an meinem Ruf? *g*)
Hier gibts am Zoo so ein Ding, sehr kommerziell, nicht lohnenswert.
 
Mir schien das dort auch nicht gerade lohnenswert.
Draußen stand so eine altertümliche Hämmermaschine, wie man sie auch (in der neuen Hochglanzversion) in einschlägigen Videos zu sehen kriegt. Ich denke ja immer dann misstrauisch, das ist das einzig interessante, was sie zu bieten haben. Auch ansonsten schreckte mich aber ein wenig das Publikum ab, kichernde Pubertanten und so Typen, denen ich in diesem Umfeld lieber nicht begegnen möchte.

Oh ja, erkunden ist gut. Gemeinsam gleich nochmal so gut.
Schöne Reise in eine meiner Lieblingsstädte erstmal, jedenfalls!
 
Jan Saudek hat aber auch hübsch derb-barocke ganz andere Bilder gemacht, dieser Postkartenkitsch mit dem Säugling ist eher die Ausnahme. Ich denke, das ein oder andere Foto würde Ihnen gefallen. Novy Svet kannte ich nur aus der Musik.
 
Sagen Sie nicht, ich bin wieder einmal Opfer meiner eigenen Vorurteile geworden. Oder gar, auch Rosina Wachtmeister macht tolle Sachen, die ich nur nicht kenne?
Ich schau mich dann mal an und weine zur Not ein bisschen über die verpassten Chancen meines Lebens.

Novy Svet kannte ich auch erst aus dem musikalischen Zusammenhang, fotografierte mich allerdings schon in Warschau an der symbolbeladenen 72 fest. Pathetischer Kitsch,taditsch.
 
Saudek (nsfw)
 
Haha, als ob ich bei der Arbeit Internet hätte! Ich bin froh, wenn man mich nicht am Arbeitsplatz ankettet und mir die gewerkschaftlich vorgesehenen Pausen gönnt. Bildschirmpausen sind ja schon verpönt.
Wird gleich mal angeschaut.
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