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13
März
Still yearning.
Sie hat sich einen Radiosendeplatz für seinen Todestag gesichert und bastelt bereits jetzt, neun Monate vorher, an der Playlist für ihre zwei Stunden, "Therapie durch Konfrontation" nennt sie das. Alles soll stimmen. Sie plant eine Aufteilung, die ich passend und schön finde, sofern man in diesem Zusammenhang von schön sprechen kann. Und sie will auch mir ein Lied widmen, eines von Placebo.
Er nannte mich gelegentlich Special K, aber das weiß sie nicht; es ist auch nicht das Lied, welches sie gewählt hat, es ist Sleeping with Ghosts. Während ich versuche, beim Lesen ihrer Mail aus dem Stegreif den Text zu vergegenwärtigen und herauszufinden, was sie darin sehen mag, denke ich, so falsch kann die Wahl gar nicht sein, denn er und ich hatten vor einer Weile beschlossen, da unsere Bemühungen um die Welt nicht fruchteten, der Welt noch zehn Jahre zu geben, in denen sie sich um jeden von uns einzeln bemühen könne; da wir davon ausgingen, dass sie sich so oder so nicht bemühen werde, vereinbarten wir, nach diesen zehn Jahren dann endlich einander zu heiraten und glücklich miteinander zu leben, ohne nennenswerte Konflikte, ohne Probleme - denn worüber sollen zwei, die einander ähneln wie wir es taten, schon groß streiten, außer über seine Leidenschaft für vollkommen überzuckerten Zitronentee vielleicht. Wir beschlossen, eine Rentnerwohnung zu beziehen, Rentnersex zu haben und es uns gut gehen zu lassen miteinander, einmal im Leben uneingeschränkt gut. Wir fabulierten gern, lange und oft darüber, wie es sein würde, in unserer Ehe. Unsere Ehe, dieses kleine Hirngespinst, dem immer ein wenig mehr Ernsthaftigkeit anhaftete als einer im Grunde so lächerlichen Vereinbarung angemessen, und das doch trug, in Zeiten, die schwer waren, wird nicht mehr möglich sein, denn Tote kann man nicht heiraten. Sleeping with Ghosts. Es waren nur noch sieben Jahre, drei der vereinbarten zehn hatten wir bereits erfolgreich, wenn man es so nennen will, hinter uns gebracht. Letztlich handelt das Lied von dem, was er mir war, von einem Seelenverwandten. Einer unter Milliarden Menschen auf dieser Welt, frappierend in seiner Ähnlichkeit zu mir. Und dieser Gedanke, verbunden mit der Dankbarkeit dafür, ihn kennengelernt zu haben, für einige Jahre seine Freundschaft und Sorge genießen zu dürfen, trägt am Ende weit mehr als das Hirngespinst einer vermeintlich strahlenden Zukunft. In meiner Vergangenheit strahlte es bereits gleißend hell, trotz all der Qualen, die er mir mit seiner Entscheidung, nicht mehr weiterleben zu wollen, auferlegt hat. Daran sollte ich denken, wenn es wieder dunkel um mich wird. Hush It's okay Soulmate dry your eyes Dry your eyes Soulmate dry your eyes Cause soulmates never die. --Placebo/Sleeping with Ghosts
ich konnte jetzt nur ein wenig für dich weinen.
im dunkeln blitzen vielleicht ein, zwei blasse finger -an händen die dich suchen; von dir aus den augenwinkeln doch wahrnehmbar? ich hoffe es.
Diese kleinen Hirngespinste retten ja manchmal über kürzere und längere Zeiträume hinweg, weil sie so viel beständiger sind als vieles andere. Aber die Erinnerung kann noch viel beständiger sein, also scheint mir der Vorsatz klug gewählt.
Der Gedanke war ja auch tröstlich. Aber wie es so ist mit Kalenderspruchweisheiten: Wahr sind sie ja doch schon, aber möchte man sich immer ihrer erinnern?! Eigentlich nicht.
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