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09
März
Prag, die zweite.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne, also beschließe ich, das gute Wetter für das versprochene Mitbringsel, ein Foto von Rabbi Löws (der mit dem Golem) Grab zu nutzen und mache mich auf den Weg zum alten jüdischen Friedhof. Ich rechne damit, um diese Zeit, immerhin ist es erst kurz vor neun, fast allein dort zu sein. Weit gefehlt, eine lange Warteschlange draußen, viele Menschen drinnen, die sich durch die Grabreihen schieben. Ich beschließe, für das zweifelhafte Vergnügen daran teilzuhaben die geforderten umgerechnet zwölf Euro Eintritt nicht zahlen zu wollen, Rabbi Löw hin, Gültigkeit der Karte für alle Synagogen und noch irgendeine Ausstellung her. Ich will nicht alle Synagogen besichtigen, Meister Trotz sagt also "Fort hier!". Als ich weiterlaufe, fängt es auch schon wieder an zu kübeln, also geht es mit einem kurzen Umweg über ein nicht weiter nennenswertes Café ins Museum des Kommunismus.



Peinlich, und ein bisschen erschreckend auch, wie wenig ich von der jüngere Geschichte dieses gar nicht so weit entfernt liegenden Landes weiß. Glücklicherweise hat man auch dort allerlei Informationen in kleinen Häppchen aufbereitet, gerade so, dass der Tourist ansich nicht überfordert ist, das Ganze dann liebevoll mit Bildern, Fotos und Einrichtung untermalt. Ein Video zeigt Fernsehaus- und Amateurmitschnitte der samtenen Revolution, die beklemmende Atmosphäre eines aufgestellten Verhörzimmers lässt sich noch erahnen.

Weil es noch immer regnet, als ich das Museum verlasse, beschließe ich etwas für mich Untypisches: Ich gehe shoppen, bzw. Läden anschauen. Außer einem Bata, das ich seit Jahren in Deutschland vermisse, stoße ich dort fast ausschließlich auf Geschäfte, die ich daheim ebenfalls vor der Nase habe. Unspannend.
Zur vollen Stunde schaue ich mir das Spektakel an der astronomischen Uhr des Altstädter Rathauses an. Mit mir gaffen Hunderte, alle wie ich, Kopf nach oben und angestrengt nach dem Sensenmann Ausschau haltend (ich seh ihn nicht). Gestern abend war ich bereits auf die Werbung der Galerie Godot gestoßen, die aber geschlossen war. Heute ist sie geöffnet; kaum eingetreten, finde ich mich mit dem Galeristen in ein Gespräch über den Maler des Bildes, das ich zuallererst entzückt anstarre, verwickelt; außerdem erfahre ich, dass er selbst auch Maler ist. Aha. Ich überlege eine Weile, warum mir der Name des Malers so bekannt vorkommt, bis mir einfällt, dass in Russland ja gerade gewählt wurde. Andrej, nicht Dmitry.




Kaum damit klar im Kopf, muss ich mit dem Galeristen darüber diskutieren, warum ich das Geld für den bereits reduzierten Sympathiepreis des tollen Bildes nicht habe, also auch nicht ausgeben kann und will und wieviel Geld ich zukünftig für Kunst auszugeben gedenke. So langsam werde ich genervt (scheint zum Dauerzustand zu werden).
Bevor ich gehe, kaufe ich allerdings noch unter herablassenden Blicken des Galeristen das Galerieplakat mit dem traurigen Jungen, der mich sehr an jemanden erinnert, an den ich eigentlich nicht erinnert werden will, und zwei Drucke fürs Schlafzimmer, denn woanders kann ich die, ähnlich wie meinen Janssen, nicht hinhängen, ohne zart besaitete Besucher potentiell zu verschrecken.
Belustigt nehme ich zur Kenntnis, dass die in den Bürgersteig eingelassenen Hinweisschilder für die silberne Route "Goldenes Prag" scheinbar aus Bronze gefertigt wurden. Ein Second-Hand-Laden lockt mit schöner Außenbemalung, entpuppt sich aber eher als Mottenkiste. Vintage geht irgendwie auch anders, wenn man mich fragt. Aber mich fragt ja niemand, deshalb führe ich ein Blog.



Die John Lennon-Mauer, einst Symbol für den Freiheitsdrang der Bevölkerung, von offizieller Stelle immer wieder überstrichen, wird dieser Tage der Sage nach noch täglich von Besuchern ergänzt. Heute ist freilich von John Lennon nichts mehr zu sehen.

Fürs Abendessen, ein formidables Goulasch mit Klößen (natürlich!) und Rotkohl, folge ich einem Tipp und begebe mich in die Lucerna-Passage, die von der Bronzeplastik eines überkopf hängenden Pferdes, auf dessen Bauch ein Reiter sitzt, dominiert wird. Vom Goulasch und dem süffigen Schwarzbier namens Kosel wäre auch mein Opa sehr begeistert gewesen, der ein Faible für weiches Fleisch und passende Getränke hatte.
Bereits jetzt bin ich ich wenig ratlos, was ich mit den restlichen Tagen, für die weiterhin Regen angesagt ist, anfangen soll - entweder ist die Stadt mir zu langweilig oder ich habe meine Fähigkeiten zum Enthusiasmus schon in Berlin aufgebraucht.
Auf dem Rückweg ins Botel spiele ich modernes Vater, Mutter, Kind mit zwei Straßenfiguren. Leider ziehen Vater und Kind gerade aus, scheint mir. Ich greife ins Leere. Tja. Zur Sicherheit verschreibe ich mir selbst für den nächsten Tag ein Ausschlafen. Kann ja nicht schaden.
[Leaving, on a jet plane. ]

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Genervt als Dauerzustand... naja, ich schrieb es bereits anderenortens: Wut ist umso vieles besser als Trauer....

Vater und Kind, die gerade ausziehen. Hach, du bist so herrlich ahnungslos, wenn du DAS nicht zu schätzen weisst. *g*
 
Bei mir ist, wenn schon, Mutter mit Kind ausgezogen. Ich fand das kuhl, damals. Ich dürfte vorn im Auto sitzen und hatte eine Aufgabe: die hässliche Lampe festhalten.
Mangels Mann und Kind muss ich dir das jetzt dann einfach mal so glauben ;)

(Ach, Wut. Wenn´s das wäre. Wut ist umso viel besser als Genervtheit.)
 
Zur vollen Stunde schaue ich mir das Spektakel an der astronomischen Uhr des Altstädter Rathauses an.

Aha, du also auch, enttäuschend!!! *g*

Frei nach dem Motto "da, wo 'alle' anderen sind, muss ich ja nicht auch noch sein", bin ich damals um die Menschentraube herumgegangen.

Ansonsten würde mich jetzt schon interessieren, was bei dir im Schlafzimmer hängt. Ich meine dabei nicht das, was auch stehen könnte, sondern den Janssen und die beiden Drucke, die zart besaitete Besucher potentiell verschrecken könnte (klingt jedenfalls schon mal gut).

Aber mich fragt ja niemand, deshalb führe ich ein Blog.

*lach*
 
Die Uhr gefiel mir aber schon vorher sehr gut, und meinen Trotzkopf habe ich soweit im Griff, dass ich nicht alles, was populär ist, verweigere ;)
Ich fotografiere es halt nur nicht.

Die neuen Bilder sind quasi Tarotkartenreihen, mit verschiedenen, eher deftigen Motiven. Beteiligt sind kleine Teufel, beringelte Damen etc. Sehr hübsch, aber noch eingerollt und ungerahmt. In Berlin mache ich dann demnächst gern eine unverbindliche Führung durch die Gemächer ;)
Janssen: Voila. Order no.: 0084 ist es.
 
Gebongt :)

PS: meine irgendwo genannte Idee von einem Besuch der BMT ist verpufft, der Ende Mai Termin ist aber schon fest gebucht :)
 
Vorgemerkt. Wahrscheinlich wird gerade Wohnung Nr eins ( nicht meine) angemietet, sodass ich ein wenig problemloser mal eben reisen kann, ohne groß Unterkunft und all das zu regeln.
Wir sprechen. :)
 
Bata! Genau. Die hielten zwar nie lange, waren aber gerne etwas schräger als die anderen. Großer Verlust, über den auch formidable andere Dinge kaum hinwegtrösten. Janssen vielleicht.
 
Och, ich glaube, die Tarotbildchen würden Ihnen auch gefallen, es kommen schließlich Ringel drin vor. Aber an den Janssen kommen sie nicht heran, allein schon weil der Rahmen schwitzende und beschwerliche Handarbeit ist. Fragen Sie mal die, die mich mit der nassen Palette am Rhein einsammeln musste, was die davon hielt ;)

Bata war extrem schräg, leider weder meine Farben noch mein Material. Knallfarben und Lack werden groß diesen Sommer. Zum Troste habe ich mir aber schicke schwarz-weiße Treter mit knuffigem Absatz und Samtschleife bestellt. Man kann ja nie wissen, wann mal wieder ein großer Auftritt ansteht.
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