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28
Januar
Thinking about Thinking, iv.
Und manchmal ist das Schlimmste an einem Abschied ja auch, dass es mehr der Abschied von einer Vorstellung als der von einem Menschen ist.
[invert]

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Ja. ... Zukunft zerfällt bevor sie angefangen hat.
 
Manchmal zerfällt sogar die Vergangenheit.
 
Diesen Gedanken, genau diesen hatte ich auch oft in letzter Zeit, nicht ohne Grund.
Vielleicht ist es ein so ein Begleit-Phänomen großer, heftiger Gefühle, daß man die Menschen zu idealisieren beginnt und sich in seine Gefühle so sehr verliert, daß -
aber was ist schon real, wenn nicht ebendas, was man fühlt!
 
Du sagst es.
Andererseits: Ist ein Irren nicht auch bereits zu dem Zeitpunkt vorhanden, in dem man sich etwas sehr wünscht? Legt man nicht bereits dann eine Bedeutung in die Sache oder eine Person, die überhaupt nicht realisiert werden kann? Und kann man dann seinen Gefühlen überhaupt über den Weg trauen?
 
Großes Thema. Die Frage ist in der Tat, ob man nur seinen kleinen Sehnsuchtsfilm dreht, in dem der andere lediglich die schon vorher in Kopf und Gefühl festgeschriebene Rolle spielen darf. Irgendwann stürzt man aus dieser Wolke unsanft auf den Boden, weil der andere nun mal doch anders ist als vorgestellt. Und was noch schwieriger ist, man selbst womöglich auch.
 
Ja. Am Ende stürzen alle. Gewonnnen hat dabei nochmal wer?

Ach ja, man selbst. Erfahrungen.
 
Wie Wünsche erfüllt werden, das lernt man als Kind, denke ich. Da ist der erfüllte Wunsch unterm Weihnachtsbaum so oft auch eine kleine Enttäuschung gewesen, weil das Gefühl der Erfüllung nicht so groß war wie die Vorfreude, die Hoffnung, die Sehnsucht.
Was haben wir also für Möglichkeiten? Entweder diese immanente Enttäuschung bei der Erfüllung unserer Träume in Kauf nehmen (je größer der Traum, desto größer die Enttäuschung) - oder vielleicht gleich so groß ersehnen, daß eine Erfüllung ohnehin nicht in Betracht kommt.
Ist nicht die Sehnsucht an sich das edle, hehre, wunderbare, was einen am Leben hält? Und ist es nicht deshalb auch genau sie, die immer so schamlos ausgenützt und verraten wird?
 
Die Sehnsucht als grundsätzliche Triebfeder halte ich auch für wunderbar und lebensnotwendig. Das Problem entsteht ja erst, wenn wir andere für ihre Erfüllung einspannen wollen. Hier ist wichtig, die Sehnsucht vom konkreten Menschen zu lösen. Zu verstehen, dass da etwas in uns zieht, was ohnehin kein Mensch je ausfüllen können wird, ihm schon seinen Raum zur Entfaltung zu geben, aber gleichzeitig den Blick für die Realität zu behalten, was in dem einen Fall ein Festhalten und im anderen auch eine Trennung bedeuten mag. Damit die Sehnsucht nicht mich oder den anderen auf Dauer zerstört, denn diese Kraft hat sie auch.
 
Sie sagen es.
 
Mist. Alles bereits geschriebene unbedacht weggeklickt!

Natürlich ist das Sehnen der Motor für alles - wenn ich nicht mehr hoffe, sehne, erwünsche, gibt es keinen Grund mehr, überhaupt weiter zu existieren.
Und natürlich kann ich nur scheitern, wenn ich ein Gegenüber zum Erfüllungsgehilfen meiner Ideale degradiere. Und doch, ist es nicht auch immens wichtig, ein bestimmtes Ideal vor Augen zu haben, welches im Normalfall den realen Begebenheiten angepasst werden kann und auch muss? Ist es nicht falsch, sich a priori zufrieden zu geben mit weniger als dem, was den eigenen Idealvorstellungen entspricht (oder entsprechen könnte)?

(Und überhaupt, oben ging es mir gar nicht einmal um jemanden, der noch zerstört werden könnte, denn er hat es bereits selbst getan. -Was die Sache noch schlimmer macht, denn im Nachhinein und mit dem Wissen von heute stelle ich vieles in Frage, was ich vor seinem Tod nicht tat. Viele Fragen ergaben sich - unter anderem die, ob ich nicht einer Vorstellung von etwas Idealem aufgesessen bin, die der Realität nicht standhielt, nicht standhalten konnte, und Antworten wird es niemals geben.
Das ist das bittere daran.)
 
Natürlich wird es Antworten geben. Sie finden sie ja gerade.
 
Aber keine auf die Fragen, die ich so dringlich noch stellen würde. Zumindest nicht von dort, woher ich sie benötigen würde.

Wie die letztliche Antwort lauten wird, weiß ich bereits (denke ich), und sie wird es sein mit der ich mangels Alternative leben werden muss. Und nein, es gefällt mir nicht, mit Unklarheiten zurückzubleiben. Es gefällt mir ganz und gar nicht.
 
Ich pflichte da mal vehement Herrn kid bei.
Die Antworten kommen, wenn überhaupt, von dir. Und du gibst dir schon welche.
Ich weiß, wir suchen sie immer beim andern. Aber es sind doch die Fragen, die dein tiefstes Selbst betreffen, die du dir selbst beantworten mußt. Der Verlust, den er in deinem Leben gerissen hat, ist in dir.
Du hast Sehnsucht nach ihm.
Du hast Sehnsucht danach, daß die Lücke gefüllt wird, die Lücke in dir.

Ich kann mich auch nicht mit weniger als meinem Ideal zufrieden geben. Aber es ist ein stetiger Kampf darum. Denn mit jedem kleinen Gewinn, der mich meinem Ideal näher bringt, wächst dieses auch weiter.
Das Sisyphos-Syndrom oder so.

So etwas wie die letzte Antwort lappt glaubich zu sehr ins religiöse, als daß man ernsthaft darauf hoffen könnte.
Aber darüber zu reden, bringt dich der Frage, deiner Antwort und allen, die mit dir darüber reden, näher. Und das finde ich schon mal ganz schön wesentlich.
 
Hm. Darüber muss ich mal genauer nachdenken. Danke auf jeden Fall für die intensive Auseinandersetzung mit meinen Themen.
 
Schmerzlich wahr. Aber das muss man sich immer wieder vor Augen halten.
 
Möglicherweise. Aber: Um was zu erreichen?
Das ist mir unklar.
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