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02
Februar
Scherben
Vor einer Weile noch war ich in Sachen Porzellangeschirr recht gut sortiert, es war für Außenstehende sicherlich nichts Besonderes, aber mir sehr ans Herz gewachsen - schlicht, weiß, mit ein paar unüblichen Ecken und Kanten.
Einer meiner Besucher, sehr gern gesehen und mehr ungeschickt und verwirrt als bösartig, warf den Großteil meines Geschirrs bei einer kleinen, privaten Feierlichkeit zu Boden. Zu Bruch ging fast alles - einzig zwei Tassen blieben brauchbar, eine sogar ganz, der anderen brach nur der Henkel ab.
Ich kehrte die Scherben zusammen, der Besucher half dabei, so gut es ging. Ich nahm ihm das Missgeschick zwar übel, aber nicht zu sehr - Missgeschicke passieren, nicht nur anderen, und man kehrt am besten vor der eigenen Haustür. Zum Schluss tranken wir aus den verbliebenen Tassen zusammen Kaffee - er aus der henkellosen, soviel Strafe musste sein.
Im Laufe der Zeit kam das eine oder andere Geschirrstück wieder dazu, teils selbst angeschafft, teils vom Besucher gewissenhaft ersetzt. Inzwischen konnte ich wieder recht gut damit leben.
Dieser Besucher war wieder hier, und er hat wieder Porzellan zerworfen. Vom eh kümmerlichen Rest blieb diesmal eine einzelne Tasse heil. Und die habe ich soeben eigenhändig zum Rest des Haufens geworfen, sie zerschellte in viele kleine Teile.
Ich will dieses Geschirr nicht mehr, es bringt mir kein Glück.
[sub zero]

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irgendwie hab ich heimlich aufgeatmet.
zum glück werde nicht ich diejenige sein, die ....

(erinnerte mich gerade an die erste einladung zu den eltern von v., an dem mir damals viel lag ... kaffee-tisch, das gute geschirr, irgendwas von oma oder uroma, übern krieg gerettet ...

das treffen stand unter einem unguten stern. die mutter konnte mich erkennbar sofort nicht leiden, ich wurde nervös, v. raffte mal wieder nix ...
beim kaffee-einschenken kam ich der mutter mit meiner tasse entgegen, etwas zu heftig vielleicht, auch ihre bewegung war zu heftig ...
... desaster ... die kanne fiel ... auf teile des geschirrs ... die torte ...
war nicht wieder gut zu machen, das geschirr gab es offiziell nicht mehr zu kaufen, und wer noch was hatte, aus dem krieg von oma oder uroma gerettet, gab es nicht her.

(vielleicht decken Sie besser plastik auf, wenn ich Sie heimsuche ....)
 
Jeder hat so eine Schwiegerelterngeschichte zu erzählen, scheint mir. Bei mir war es ein Tablett voller langstieliger Sektflöten auf dem Empfang zur Silberhochzeit der beiden - mitten im Saal, als das Licht noch an war. (Aber die beiden sind wirklich Gute, wir konnten uns gegenseitig sehr gut leiden).

Was anderes als Plastik habe ich ja momentan auch gar nicht - gelbes Plastikpicknick-Geschirr. Zum lustig machenwerden
 
hach sektflöten
mitten im saal - frau monolog, Sie haben stil! entschieden guten stil :-)))
 
kafkaesk
 
Wie meinen?

Kafka mochte ich sehr, zu Schulzeiten. Als dann die Abiklausuren nahten, schwor ich mir: Kommt Kafka, bist du gerettet und nimmst das Thema. Kein Problem, scheiternde Söhne und so. Dann kam Kafka und ich hatte ein Problem (Kennen sie "Der Turm"? Das muss ein Auszug aus einer größeren Geschichte sein: Kein einziger Sohn, nichtmals ein Mann, zu sehen, weit und breit). Dann musste es doch ein mittelhochdeutscher Minnesang werden - von Staete, Milte und Truewe. Und von Liebe, einem Gesellschaftsspiel (für zwei bis fünf Personen, wie ich damals mal im Scherz in die Klasse sinnierte - der hats sogar bis in die Abizeitung geschafft, dabei war das schon damals gar nicht so besonders lustig.). War aber auch ok. Kostete nur mehr Mühe.
 
Ich habe leider keine wirkliche Ahnung von Kafka die über Gregor Samsa hinaus geht. Keine Ahnung, was wir in der Schule gemacht haben, aber es war kein oder nur sehr selten Kafka.
Kafkaesk war aber mal eine Lieblingsvokabel, die ich für Situationen, Geschichten benutzte von denen ich dachte, dass sowas in der Art in Büchern von Kafka steht.
Hier steht was andere darunter verstehen: http://www.fakata.de/kafka/kafkaesk.htm (teilweise interessant).

> für zwei bis fünf Personen, wie ich damals mal im Scherz in > die Klasse sinnierte
Damit haben sie es gerade auch in meine ganz persönliche Abi-Zeitung des Herzens geschafft. Aber darauf brauchen sie sich jetzt im Einzelfall nichts einbilden, weil so ziemlich alles was sie schreiben darin aufgenommen wird, was jetzt nicht heissen soll, dass es irgendeine wahl- oder lieblose Ansammlung ist, sondern wie der Name schon sagt, die Abi-Zeitung meines Herzens ist.
 
Da sind ein paar wirklich interessante Vorschläge dabei. Mir gefällt ja gleich der erste am besten - jedenfalls besser als diese Definition aus der Wikipedia:
Sehr oft wird dieser Begriff verwendet, wenn menschenfremde Bürokratie ("Amtsschimmel") in einem Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel dargestellt wird. Die Menschen können partout nicht begreifen, weshalb etwas so ist und nicht anders; und der Bürger erfährt oft völliges Unverständnis und Hilflosigkeit. Wie oben angetönt, handeln einige Romane vom Franz Kafka von der kalten, zynischen Behördenbürokratie.


(Und außerdem werde ich rot. Sie!)
 
Vielleicht aber bringen die Scherben Glück. Scherben machen ja den Weg frei für neues. Und manchmal will man das alte auch gar nich mehr. Hat sich übergeguckt. Oder es hat zuviele Ecken und Kanten bekommen.
 
Ich kauf jetzt nur noch unkaputtbares Zeug. Alles andere ist mir zu teuer, auf Dauer.
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