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29
Februar
Nummer eins der Wohnungen, mein wunderschöner Hoffnungsträger, verwandelt sich bereits beim Anmarsch in einen Frosch, sodass ich den Besichtigungstermin kurzerhand absage: Würde ich dort einziehen, müsste ich meine allezeit zutreffende Aussage namens "Ich bin der Gang" erweitern um "und jetzt auch neu: die Einflugschneise". Klar, hätte man ahnen können, habe ich aber nicht. Jetzt und für alle Zukunft weiß ich aber Bescheid.
Nummer zwei ist ganz und gar nicht so, wie ich mir meine zukünftige Wohnung vorstelle, trotzdem sehr schön. Leider müsste ich sämtliche vorhandenen mir wichtigen Möbel neu kaufen, da sie keinen Platz finden würden. Ich hänge aber irgendwie an ihnen (Jaja, ich weiß: Weltliche Besitztümer auf ein Minimum reduzieren, um frei zu sein. Und so. Mit dieser Phase bin ich aber schon ein paar Jahre durch). Also: Adé du große Dachterrasse, du asymmetrisches Wohnzimmer, du schiefe Hexenhausküche. Zu Wohnungen drei und vier schweige ich diplomatisch. Barato - Gotencafé ohne viele Goten, dafür aber mit okayer Gotenmusik, preiswerten Cocktails und einer Decke, die ich mir später am Abend, wenn all die Geburtstagscocktails und -shooters getrunken sein werden, gern auf mich selbst abgesenkt wünsche. Friedliches Einschlafen unterm Steppbett an Ort und Stelle, das wär´s noch. Stattdessen auf ins K17, wo an diesem Abend ein schlimmer DJ dem Publikum schlimme Mixe tendentiell guter Lieder auf schlimme Art und Weise ohne erkennbaren Übergang hinrotzt. Zum Ausgleich werde ich gleich nach dem Eintreten, während dem ich eine zerbrochene Bierflasche umzirkeln muss, von irgendwoher mit einer brennenden Kippe beworfen. Halleluja. Die gar nicht so sehr überraschende Erkenntnis: Meine Laune kann nach wie vor in Quantengeschwindigkeit von sehr gut zu haltlos schlecht mutieren. Dafür aber ausnahmsweise vollkommene Übereinstimmung mit dem, mit dem ich sonst immer über Musik streite. Mein Handy, das Designteil, kennt "verliebt" nicht, nicht einmal im Zusammenhang mit Straßennamen. Kein Wunder. Es gibt Wortkombinationen, in denen es sie ganz bestimmt kennt, da bin ich mir sicher. Heute aber: Nur eine sinnlose Aneinanderreihung von deutbaren Zeichen ohne tieferen Sinn. Jetzt hab ich´s - mein Handy will mich etwas über´s Leben lehren. Erkenntnisgewinngemeinschaft gegründet - Bios in einem Laden im Prenzlauer Berg hat wenig mit Betriebssystemen zu tun, schon gar nicht, wenn sie als Flasche neben einem dieser anorektischen neuen Macbooks steht. Ansonsten: Bios Lemongrass ist uneingeschränkt empfehlenswert, Red Apple geht so, Rooibosh geht gar nicht. Überhaupt Prenzlauer Berg, wohnen will ich da ja nach wie vor nicht. Aber die Anzahl meiner 30-Sekunden-Verliebtheiten in diesem Stadtteil: enorm. Die Begleiterin und ich überlegen, uns einfach statt ins Café den ganzen Abend vor diesen einen Supermarkt zu setzen und Passanten anzusabbern. Am Ende siegt dann aber doch die Vernunft - so wie bei meiner Dreistundenverliebtheit in den garnichtBeuteschema-Indiejungen mit den wachen Augen und dem ansteckenden Lachen, dem ich am liebsten die zwei kleinen Schweißtropfen über der Oberlippe, ach, lassen wir das. Vernünftig sein, auch so ein Thema. Will ich jetzt öfter mal, habe ich beschlossen. Nicht immer wieder springen und drauf hoffen, dass ich schon aufgefangen werde. Die Nächte in dieser Pension werden täglich kürzer, was an knarrenden Bodendielen neben und über mir sowie an elefantesk trampelnden Mitgästen (was tun die da?!) und der Eigenart der Hotelyogis liegt, morgens ab sieben lautstark zu rödeln, und dann um zehn, wenn ich aufstehen will, den gesamten Gang in gespenstische Stille fallen zu lassen. Versöhnt werde ich nach der Besichtigung einer ekelhaften Wohnung mit einem Frühstück in dem Café, das Heimatpotential hat - nicht hip aber gemütlich, kein kuhler Kellner, sondern eine freundliche Type im bunt gemusterten Hemd. Mein MP3-Player lebt mal wieder nach seiner eigenen Logik, Amy Winehouse kommt vor Skinny Puppy kommt vor The Whip, "Back in Black" vor "Smothered Hope" vor "(I wanna be) Trash" (ganz so ist es dann doch auch wieder nicht). Im Anschluss dann Cat Power, "The Greatest". Das war einmal, heute will ich nur noch ein bisschen Seelenfrieden, eine sowieso scheinbar unlösbare Aufgabe. Sein Lied landet ohne mein Dazutun auf seiner Nummer. Spooky. Vor den Wirrungen auf dem Weg zur Uni Potsdam bin ich bereits vorgewarnt, leider nicht genügend, um mich ernsthafter mit der möglichen Problematik zu befassen, und so finde ich mich 20 Minuten vor dem vereinbarten Termin vor einem Sexshop wieder. Eigentlich hatte ich was anderes studieren wollen; leicht ratlos rufe ich also meine Gesprächspartnerin an und erfahre, dass Potsdam zwei Straßen dieses Namens besitzt und ich auf der falschen Straße stehe. Na gut, das rückt wenigstens mein universitäres Weltbild wieder zurecht, und glücklicherweise lassen sich meine Fragen auch telefonisch klären. Der zweite Unitermin allerdings bringt es wieder durcheinander: Herr Professor Dr. Dr. höchstpersönlich macht in Abwesenheit der zuständigen Kollegin Studienberatung, beschafft Telefonnummern, nimmt mir Sorgen und verabschiedet sich nach einer Dreiviertelstunde mit "Wir sehen uns dann hoffentlich im Herbst." Das hoffe ich auch. Überhaupt, Begegnungen. Manchmal muss man sich einfach Zwingli (blöder Wortwitz, führt zu viel Kichern): Viele gibt es davon, einige mit Bloggern, einige mit Freunden, andere mit Bekannten und solchen, die das oder anderes werden, vielleicht. Von mir aus könnte die Woche ewig so weitergehen, eingesponnen in einen warmen Kokon aus Willkommen sein und gegenseitigem Interesse. Berlin, ich mag dich.
Miss Mono, wir sind uns bestimmt über den Weg gelaufen... (Gibt's denn das, nein, das gibt's doch gar nicht, schau mal!) (Jetzt muss ich erstmal den Text lesen. *schäm*) Montag abend, ca 17.30. Ich bin die, die frierend vorm Kiosk gegenüber wartete, auf die, die unten am Kiosk auf mich wartete ;)
Die doofen Anglizismen nerven, aber "Taten statt Warten" könnte ich mir auch mal in die Diele malen.
es steht in einem hippen Stadtteil
Hachz... :o) (Gutbürgerlich, sagen die Miesmacher.) Hm. Alles eine Frage der Sichtweise. Ich fand zumindest die Ecke ziemlich poliert. Gutbürgerlichkeit wurde ja meinem neuen Lieblingsgebiet vorgehalten - so wie die große Entfernung zu den guten Clubs (wobei ich deren Definition nochmal durchdenken muss).
Hauptsache ist doch, man kann sich zu Hause fühlen. Ich bin froh, dass ich wenigstens das endlich erreicht habe.
Viel Spaß und all das Schöne für die nächsten Tage! So ist es.
Danke dir, ich bin da sehr zuversichtlich. Mein Programm ist, äh, voll mit guten Dingen.
mephistobs
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... zu den guten Clubs ...
Bin ja ein neugieriges Kerlchen: und das wären aus deiner Sicht? :-) Wie oben geschrieben, muss ich das auch nochmal durchdenken, wenn ich dann wirklich oefter vor Ort bin und zu einer Art Normalitaet gefunden habe. Spontan faellt mir der Magnet Club ein, das Lido. White Trash mit Einschraenkungen.
Spaeter dann mehr.
mifasola
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Durchhalten, Wohnungssuche in Berlin ist immer ... sagen wir mal ... langwierig. (Und man lernt in der Tat neben ... sagen wir mal ... interessanten Fassaden auch viele ebensolche Grundrisse kennen. Ich spreche da aus Erfahrung.)
Und lassen Sie sich von dem Orkan, der in den nächsten 24 Stunden über uns hinwegdonnern soll, nicht abschrecken; ist nicht persönlich gemeint ;-) Der macht mir nix, ich bin ja schon wieder weg und auf dem Sprung viel weiter weg. Wenn allerdings das Flugzeug nach Prag in diesen Orkan kommt, nehme ich ihm das schon ein wenig übel.
Ich lass mich natürlich nicht entmutigen - außerdem habe ich noch viel Zeit, bis es ernst wird und ich anfangen müsste, nachts drüber nachzudenken, unter welcher Berliner Brücke es am wenigsten zugig ist ;) Das ist aber auch mal viel Text ;)
Nee, hab aber noch Zeit. Was ich gefunden habe sind einige neue Stadtteile, in denen ich es mir auch vorstellen könnte zu leben, in Moabit und in Neukölln. Das ist doch auch schonmal was. Das Befangenheits-Bötzow-Viertel, liegt das um besagte Straße in Mitte herum? Da war ich gestern in einem netten Café. Wohnen, ich weiß nicht. Ich glaube, ich bin kein Mitte-Typ.
mifasola
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Öh - Bötzowstraße und -viertel sind im Prenzlauer Berg, aber Mitte-Gefühl gibt es in der Tat geballt. Ich gehe da nur ins Kino.
Andererseits ist es nett, den Volkspark F'hain direkt vor der Haustür zu haben. Öhm. Vertan? Sowas... Sollte ich meiner Begleiterin auf die Finger hauen müssen? ;)
Nachgeschaut: Die Straße war´s nicht, denn die lag am Oranienburger Tor irgendwo. Dann nehme ich alles zurück. Die Straße, die ich meine, war in der Nähe der Tucholskystr. (Und nein, ich finde sie nicht wieder - mit Borsig hab ich sie hoffentlich nicht verwechselt). Also bleibt die Begleiterin unbescholten. Und ich sollte übermüdet nirgendwo mehr Straßenschilder lesen und mir zu merken versuchen. Wohnen will ich da ja auch nicht, nicht in Mitte und nicht in Prenzlauer Berg. Nur ab und an mal hingehen und die große, bunte Welt schnuppern. Damit ich weiß, was ich an meiner kleinen, schwarz-weißen habe :)
Sie scheinen ja eine durch nichts zu erschütternde Abneigung gegenüber dem Prenzlauer Berg zu haben ;)
Das Bötzowviertel liegt tatsächlich nicht in Mitte, sondern hier, am äußersten Zipfel vom Berg (ich vermute mal, dass Sie in der Kneipe namens Bötzow in der Linien- bzw. Ecke Tucholskystraße waren, also dort, wo früher das Bier ausgeschenkt wurde, was hier, in "meinem" Viertel, gebraut wurde.) Nix da, ich war im Strandbad Mitte (aber an der Kneipe stolperten wir vorbei, daher wohl der Eindruck, mich in Ihrem Viertel zu befinden). Puh. Keine Halluzinationen :)
Ich hege gar keine große Abneigung, gehe ja auch gern mal hin - ich mag da nur nicht wohnen und kann mir das, was ich will, dort sowieso nicht leisten. So einfach ist das. Ich kenne jemanden, der hat dort ein 1-Zimmer-Apartment und ist glücklich damit. Ich wäre das nicht, die Feliden erst recht nicht. (Nicht, dass die sich freiwillig viel bewegen würden, aber manchmal tun sie´s eben doch).
fluechtig
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Ich beneide dich ein klein bisschen um diesen Neuanfang. Alles (fast alles) auf Null setzen und nochmal von vorne anfangen. Sich selber vergeben, wenn man denselben Scheiss wieder tut: man hat sich selbst halt doch mit im Gepäck. Neugierig sein dürfen. Gucken dürfen. Alleine entscheiden dürfen. Nur sich selbst erklären und schönreden müssen.
Altbau mit hohen Decken und Fenstern, über die man beim Putzen flucht. Hach. (Niemand fängt einen auf, wenn man springt. Man muss auf den Füssen landen oder eine unkaputtbare Halswirbelsäule haben oder viel Glück. Sauviel Glück.) Ach, du Schnuffi - das, was du versuchst, erfordert weitaus mehr Mut und Durchhaltevermögen und eisernen Willen. Du rettest, bei mir gibt´s nichts mehr zu retten.
(Ja. Das dämliche Urvertrauen, dass es anders sein könnte, ich weiß auch nicht, woher ich es hatte. Erfahrungswerte waren das sicher nicht.)
fluechtig
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Ich rette? Ich glaube nicht. Ich glaube, ich verschnaufe und warte darauf, dass Rettung nicht mehr nötig ist. Oder ich aufgebe, darüber nachzudenken.
(Das war dieses Fitzelchen Hoffnung, das der Mensch braucht, um jeden Tag aufs Neue aus dem Bett zu krabbeln - und daher erlaubt und gut so.) Die Begleitung sagt: Wir waren gestern in der Auguststraße. Eindeutig Mitte. Nichts da mit auf die Finger hauen.
Hab ich doch auch im selben eigenen Kommentar schon angemerkt :)
@ flü: Dann bin ich wohl nicht mehr auf aktuellem Stand. Ich sagte ja bereits anderswo: Wir müssen mal wieder extensiv kommunizieren :) Und jetzt aber wirklich: Koffer packen! Bis die Tage.
mephistobs
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Berlin ... spätestens im Mai bin ich mal wieder da, hach ... :-)
dann kommen sie und machen wir mit frau monolog, vielleicht frau kinky, meiner wenigkeit ein bloggertreffen daraus.
macht bestimmt was her. Erstmal wird hier nur bis Ende Maerz geplant. Und dann sehen wir weiter (sorry, keine Smilies, keine Umlaute, keine Dingens, nur viel Regen. Daher ich im Internetcafe. Man glaubt gar nicht, wie viele Museen Prag hat.)
mephistobs
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Was willst du in Museen? Da kannst du noch hingehen, wenn du alt bist! *g*
Ansonsten, was ein Treffen angeht: prinzipiell ja. Mal schauen, wie es zeitlich klappt - der Sa und So ist zumindest tagsüber verplant. Ein Freund hat mich aber gerade auf die Berliner Motorrad Tage Ende März in Berlin hingewiesen. Wer weiß, vielleicht bin ich ja schon Ende März wieder dort. Mal schauen... Also ich bin definitiv da, diesmal wieder in der weitaus angenehmeren Privatunterbringung mit Kater, der nachts zum Löffeln zu mir aufs Sofa steigt :)
Sprechen wir zeitnah nochmal drüber, würde ich vorschlagen. In Museen geh ich übrigens jetzt schon gern, weil ich da noch überwiegend Herrin meiner Sinne bin. Später, wenn ich dann nix mehr sehe und merke (also noch mehr als jetzt schon), wird das noch schwieriger, denke ich :) |